Drake

More Life

Republik/Universal

Der kanadische Rap-Superstar läutet das endgültige Ende des Albums ein. Vielleicht. Vor allem verabschiedet er sich vom inhaltlichen Konzept.

Kein Album also, kein Mixtape, sondern: eine Playlist. So bezeichnete Drake im Vorfeld etwas nebulös sein neues Projekt. Was er damit meinte, wird nun klar: Anders als der Vorgänger VIEWS (2016) folgt das neue Album MORE LIFE nicht einem inhaltlichen Konzept oder zumindest einem klanglichen Ideal. Stattdessen reiht sich einfach Song an Song an Song. Außerdem umschreibt der Begriff Playlist ziemlich treffend die Rolle, die Drake bei den 22 Tracks spielt: Er tritt hier weniger als Künstler denn als Kurator auf, der seine liebsten Styles aus London, Lagos oder Kingston neu kontextualisiert.

„Get It Together“ zum Beispiel ist im Kern ein Stück des südafrikanischen House-DJs Black Coffee aus dem Jahr 2011. „Ice Melts“ klingt eher wie ein neuer Young-Thug-Song mit einem Feature-Part von Drake. Auf „4422“ (mit Sampha) und „Skepta Interlude“ ist der Hausherr gleich gar nicht mehr zu hören. Man kann sich MORE LIFE also vorstellen wie eine LP gewordene Version von Drakes jüngstem Überraschungserfolg „One Dance“ aus dem vergangenen Jahr: ein perfekt choreografierter Tanz auf dem schmalen Grat zwischen kultureller Aneignung und ehrlichem Fantum. Dabei sitzt jeder Beat, die geladenen Gaststars liefern höchste Qualität ab.

Ein Welthit in der Dimension von „One Dance“ fehlt aber leider, das hintergründig bouncende „Blem“ kommt dem noch am nächsten. „Portland“ mit Quavo von Migos und Travis Scott ist zudem ein herausragender Rap-Song (Memo: Das Thema „Flötenbeats-Revival“ bitte schon einmal für die Jahresrückblicke vormerken). Ansonsten ist MORE LIFE zwar brilliant exekutiert, aber letztlich ohne größere Bedeutung für die Kunstperson Drake. Die Leitartikel allerdings, die anlässlich von MORE LIFE das Ende des Albums prophezeien werden, die werden bald nicht mehr zu zählen sein.