Dziuks Küche – Vom Tisch
Danny Dziuk ist den Fans der gehobenen deutschen Rockmusik ein Begriff – als Stefan Stoppoks Tastenmann und Textschreiber. Daß der Rio Reiser-Lookalike auch (mäßig) singt, (sehr passabel) Gitarre spielt und Solo-Platten fabriziert, blieb dagegen weitgehend unbemerkt. Das sollte sich ändern, denn VOM TISCH ist die beste Stoppok-Platte seit Jahren und damit ein unbedingtes Muß für die „La-La-Land“-Zielgruppe. Von der krachenden Stide bis zum Young’schen-Sounddonner reicht das Gitarrenspektrum, dazu deftige Harp- und Wurlitzer-Töne- zwischen Dziuks musikalische Philosophie und der seines sonstigen Brötchengebers paßt keine CD. Der große Vorzug der Platte liegt aber darin, daß Dziuk sein Textpulver offensichtlich nicht komplett für den Ruhrpott-Barden verschießt. Das eine oder andere Songjuwel hat der Berliner in die eigene Schublade zur Wiedervorlage gelegt. Songs wie „So schlecht“, „Wenn 2 (zueinander passen)“ und „Strafbank“ spielen die ganze Bandbreite vom alltäglichen Beziehungsstreß durch – und das frei nach einer Grundregel der schreibenden Zunft: „Beschreib‘ Kompliziertes mit einfachen Worten, nicht umgekehrt“. Das klappt sogar, wenn in Dziuks Küche die große Politik hochbrodelt, und sich der Sänger in seinem nöligen Talking-Blues-Stil zwischen Stefan Stoppok, Bob Dylan oder Hannes Wader der deutschen Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung widmet: „Wie lang, wie lang“ ist mit schier unglaublichen vierzehneinhalb Minuten ein epischer Rock-Essay, der einen mit offenem Mund vor den vier (!) Textseiten im Booklet sitzen läßt. Aus Kritikersicht gibt es aber noch einen ganz anderen Höhepunkt: Mit „Shake It, Wolfgang“ (Doebeling) setzt Dziuk dem „verbalen Rock ’n‘ Roll im Rolling Stone“ des hiesigen Übervaters unserer Zunft das wohlverdiente Denkmal. Naja, für fünf Sterne müßte Jörg-Peterles Prädikat-Rezension im MEZ-Sounds doch eigentlich auch besungen werden,oder Danny?
Mehr News und Stories