Echo & The Bunnymen – Ocean Rain – Collector’s Edition :: Geschwungene Melodien

Es war ja noch gar nicht so lange her, da bedeutete es gemeinhin nichts Gutes, wenn eine Band nach einem Orchester verlangte: Bombastrocker der 70er pflegten damit ihre Luftschlösser aufzustocken. Echo & The Bunnymen waren keine Bombastrocker. Sondern in ihrer britischen Heimat erfolgreiche Postpunks. Allerdings mit einer ausgeprägten, eher den späten 6oern verpflichteten Liebe für geschwungene Melodien. Und sie waren 1983 so richtig auf den Geschmack gekommen: „Ich war ganz verzaubert von der Musik von Jacques Brei und Scott Walker“, schreibt Gitarrist Will Sergeant in den Linernotes des als „Collector’s Edition“ wiederveröffentlichten Meisterstücks der Liverpooler: „Wir waren zudem von der Orchestrierung von Loves Forever Changes sehr angetan und wollten Streicher auf unserem neuen Album haben.“ Das in Paris so beseelt wie vor allem in Arrangementfragen durchaus experimentierfreudig eingespielte Werk sollte 1984 alle Erwartungen erfüllen – und ähnelt nicht zuletzt dem Debüt der Last Shadow Puppets, die ja unter ganz ähnlichen Voraussetzungen an die Arbeit gegangen waren. Allerdings sorgte vor allem Ian McCullochs naturtragische Stimme, die Gesangsnoten wie Schieferplättchen unterm Spitzhammer abplatzen lässt, und der in ihrem Genre generell veranlagte Drang zum Düsteren für noch spannendere Gegensätze. Die Hits waren die Singles „Silver“, „Seven Seas“ und allen voran „The Killing Moon“. Selbst dieser Überhit fügt sich wunderbar in ein gekonnt durchdramatisiertes Album ein, das damals mit neun Songs auskommen durfte. Dazu bei dieser Edition: zwei schöne Alternativversionen von „Silver“ und „The Killing Moon“, die B-Seite „Angels And Devils“ sowie eine Bonus-CD mit 17 Songs eines Konzerts in der Royal Albert Hall am 19. Juli 1983. Das Tempo: höher. Die Gitarren: lauter. McCullochs Gesang: meine Herren! Irgendwas hat sie getrieben. Ah… der Postpunk!

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