Eleventh House feat. Larry Coryell – Level One

Larry Coryell gilt als eines der Sorgenkinder in Rock und Jazz. Er spielte mit der Creme des Jazz wie Chick Corea, Miroslav Vitous, John McLaughlin, Steve Marcus, Billy Cobham oder Randy Brecker zusammen, wobei er, obwohl oder gerade weil mit enormen technischen Fertigkeiten versehen, manchmal völlig ideenlos seine Gitarre zupfte. Zudem machten seine verschiedenen Plattenfirmen selten Promotion für ihn. Die Position, die McLaughlin einmal innehatte, hätte auch Coryell erreichen können. Aber was soll’s, vorbei ist vorbei. All dies dürfte man nach mehrmaligem Anhören von „Level One“ allerdings vergessen haben. Vor dieser Platte muß gewarnt werden, weil die hochgradige Energie, welche diese Platte versprüht, nicht jedermanns Sache ist. Nur zwei Stücke, „Eyes Of Love“ und „Diedra“, laden zum Verweilen, der Rest gleicht einer Tour de force des Jazzrock, hochgradig elektrisierend und, da je besser desto lauter (oder umgekehrt), teilweise echt nervend, was hier positiv gemeint ist. Auf der Tour spielen Mike Mandel (keyb) und Michael Lawrence (tp/flh) mit, des weiteren John Lee (b) und Alphonse Mouzon (d), die der Musik mitunter eine funky Basis verschaffen. Dazwischen blitzen Coryells Gitarrenklänge wie ein Gewitter auf, rasant, zitternd und vibrierend. Neben Weather Report’s „Tale Spinnin‘ “ dürfte „Level One“ als Jazzrock-LP des Jahres 1975 anzusehen sein.