Elton John :: London, Wembley Arena

Ein Eintrittsticket für ein Elton John-Konzert hatte schon immer einen gewissen Garantie-Anspruch. Man erwartet gediegenen Service und ist sich der konsumentenfreundlichen Bedienung durch den Meister gewiß. Und so läßt man sich auch fast schon unverschämte 13 Pfund (ca. 50 DM) abknöpfen, um dem singenden Fußballpräsidenten die Ehre zu erweisen. Freilich, vergleicht man die Anzahl der dargebotenen Musik-Juwelen mit der Ausbeute bei Konzerten anderer Pop-Größen, so muß dem Künstler ein angemessenes Preis/ Leistungsverhältnis attestiert werden. Vorausgesetzt, man mag Evergreens.

Elton, immer für eine Überraschung gut, kommt diesmal ganz ohne Kopfbedeckung und zeigt sich mit stolzer Haarpracht. Toupet or not Toupet ist hier keineswegs die Frage; es handelt sich vielmehr um das Resultat einer erneuten Haartransplantation, die der Eitle hat über sich ergehen lassen.

Der strahlend weiße Konzertflügel blitzt diesmal in raumschiffähnlichem High Tech-Ambiente — und Eltons langjähriger Gitarrist Davey Jonstone scheint die neueste Wunderwaffe auf dem Gebiet der Bräunungssonnen zu testen.

Im ersten Teil des Programms will uns der Brillensammler mit einigen neueren Stücken vertraut machen, doch schon bald dürfen wir im cremigen Greatest-Hits-Schaumbad schwelgen. Ob „Candle In The Wind“, „Goodbye Yellow Brick Road“, „Daniel“ oder „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ – die Liste ließe sich (zur Aufbesserung des Zeilenhonorars) noch endlos weiterführen. Irgendwann während der zwei Stunden kommt für jeden Zuhörer genau dieses eine Stück, das ihm vor langer, langer Zeit einmal das Herz erwärmte.

Eltons Bemühungen, den beinharten Rocker rauszukehren, sind hingegen nicht von Erfolg gekrönt. Je heftiger er sein Klavier — wie ein Fats Domino auf Amphetaminen – mißhandelt, desto inniger glänzen die Augen der Zuschauer, wenn wieder versöhnlichere Töne a la „Rocket Man“ oder „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ erklingen.

Als dann Elton überraschend gegen Ende der Show seinen neuen panner in crime George Michael auf die Bühne bittet, ist im 8000 Leute starken Publikum der Teufel los. Zusammen mit dem Wham-Beau treibt Elton seine Band noch einmal in einen stampfenden Rock-Galopp, der nach ein paar Takten in „Wrap Her Up“, die gemeinsame Single der beiden, mündet.

Fazit: Elton kennt die Tricks. Ein solides Programm ohne Risiko — eine Show, die jeden Liebhaber seines Liedgutes beschwingt nach Hause schickt. Und mehr kann und will man ja von Elton auch gar nicht verlangen.