Everything But The Girl – Temperamental

Tracey Thorns Gesang auf Massive Attacks PROTECTION, Todd Terrys Club-Mix von „Missing“ und der verdiente Erfolg des nachfolgenden Albums WALKING WOUNDED genügten als Beweis: Everything But The Girl hatten nach unzähligen, oft unentschlossenen Momenten zwischen Acid Jazz, Kammermusikpop und Folk ihre Rezeptur gefunden. Kalte Drumpatterns, Housetiefen, geschmeidige, aber in der Hauptsache funktionale Arrangements aus dem Maschinenpark von Ben Watts sollten fortan Tracey Thorns klagendem – also allzu menschlichem – Vokalvortrag begegnen. So gewinnen Everything But The Girl die Dynamik, die ihnen in geschmäcklerischen Klangbildern früherer Jahre fehlte. Richtig aufregend sind Watts‘ Programmierungen dennoch auch heute nicht. Als ob der neuen Möglichkeiten begeistertes, jedoch nicht bekehrtes, Kind der 80er, bleibt das Duo abhängig von der Güte des Songmaterials – edle, jedoch weit verbreitete Grooves und moderne Sounds alleine wollen zur Einmaligkeit nicht genügen. Die Stücke werden wohl alsbald in Club-Warmlaufrunden und in den teuren Car-HiFi-Anlagen einer kalten Welt enden. Tracy Thorns starke Momente sind auch die stärksten dieser Platte. Der sanft von Saxophonspiel und Chor durchwehte TripHop-Pop auf TEMPERAMENTAL etwa verspricht ein bißchen was vom weißen Soul („Low Tide Of The Night“, „Hatfield“, „Downhill Racer“) und Frau Thorn im gefälligen Breakbeatgewand hat auch ihren besonderen aber berechneten Reiz („Blame“ und“Compression“).