Fields Of The Nephilim – Elyzium

Knirschend schiebt sich der Sargdeckel zur Seite, und düster glimmt der Nobel von Avalon. Pech gehabt – wer diese Szene vor Augen hat, sitzt im falschen Film. ELYZIUM läuft im Kino nebenan, und dort spielen nicht Höllenhunde die Hauptrolle, keine Zombies sitzen vor der Leinwand. Von dieser Welt ist die Musik der fünf Psychonauten alias Fields Of The Nephilim natürlich noch immer nicht – dennoch ist ihr neues Seelen-Opus weitaus zugänglicher geworden für alle Freunde von mesmerisierenden Klängen, die nicht der Meinung sind, daß musikalischer Tiefgang mit Marillion oder U2 seinen Höhepunkt erreicht. ELYZIUM, das dritte Fields-Album, ist für die Band in dreierlei Hinsicht eine Premiere: Erstmals waren Studiozeit und Produktions-Bedingungen ausreichend; zweitens gibt’s hier genial in den schwebenden Gitarren-Nebel eingepaßte Synthie- und Sampler-Klänge (eingespielt vom Pink Floyd-Tour-Keyboarder auf dem original Floyd-Equipment); drittens überrascht Sänger Corl McCoys unerwartete Öffnung – endlich werden alle mystischen Symbol-Texte auf dem Cover abgedruckt. In einigen Stücken geben die Fields Gas wie früher, doch die B-Seite (ein zusammenhängendes Opus aus drei Teilen) spricht eine neue Sprache: Pulsierende Rhythmus-Kreisläufe jenseits aller abgelutschten Rock ’n‘ Roll-Kompositionstechniken (die 89er Maxi „Psychonaut“ wies in diese Richtung) treffen hier auf schamanisch-hypnofisierende Klang-Strukturen, wie sie zuletzt nur auf den Floyd-Alben der frühen 70er Jahre zu hären waren. Mit Gothic-Klischees aus der wässrigen Sisters- und Mission-Ecke hat das nun gar nichts mehr zu tun. Hirn, Hose und Tanzbein bleiben ruhig – doch die Seele wird elysisch getriggert.