Flock of Dimes

THE LIFE YOU SAVE

Sub Pop/Cargo (VÖ: 10.10.)

Musikalische Trauerarbeit, so offen wie berührend in Klänge und Worte gefasst.

„I admit it, I am defeated / I couldn’t get you out, couldn’t beat it“: Diese Sätze singt Jenn Wasner alias Flock of Dimes in „Defeat“, dem berührendsten Song eines Albums, das sich geschickt zwischen Kontrollverlust und Selbstermächtigung bewegt. Die Worte sind dabei immer erstaunlich präsent, sortiert sich die Musik doch bereitwillig im Hintergrund ein. Manchmal fürchtet man, sie verstumme ganz, so wie sie auf dem gesamten Album eher Atmosphären malt als in die Handlungen eingreift.

Wasner singt auf THE LIFE YOU SAVE über Abhängigkeiten und Verstrickungen, die sich nicht einfach abschütteln lassen – sei es Sucht, Co Abhängigkeit
oder die eigenen Dämonen. Sie untersucht dabei weniger die psychischen und physischen Dimensionen von Sucht, sondern eher deren Einschreibung in Beziehungsgefüge, Sprache und Körper. Man muss das aushalten können, vor allem das Gegenspiel mit den Sounds, die sehr kontemporär anmuten – und trotz ihrer Brüche und erwähnter Verstummungen recht harmonisch bleiben.

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Folk trifft Indietronica trifft den goldenen Herbstpop eines Bruce Hornsby. Dass Wasner auch mit Bon Iver spielt, weist ebenfalls in die passende Richtung. Aber ach, es lohnt sich, denn spätestens, wenn in Instead Of Calling“ eine Geige aus den Wolken tropft oder Wasner in „I Think I’m God“ zur Akustikgitarre und einem Bass, der knarzt wie ein alter Bauernschrank, von der ewigen Suche singt, berührt das sehr.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.