FULL MOON – Full Moon
Alan Douglas, der Alternativ-Plattenchef aus New York, hat wieder einmal einen dicken Fisch an der Angel. Full Moon dürfte eine der amerikanischen Hoffnungen von 73 sein. Die Debut-Platte ist leider nicht durchweg okay, doch die Höhepunkte entschädigen voll für den Rest. Die Qualitätsunterschiede führe ich zurück auf die verschiedenen musikalischen Einflüsse und die unterschiedlichen Kompositionstalente, keinesfalls aber auf die Fähigkeiten der Musiker. Diese sind: Buzz Feiten (Gitarre), Brother Gene Dinwiddie (Saxes & Flöte), Freddie Beckmeier (Bass), Philip Wilson (Drums) und der für mich wichtigste Neil Larsen an Orgel und Piano, der heute zu den besten Rockpianisten gezählt werden kann. ‚The heavy scuffle’s on‘ ist wie der Titel schon preisgibt mir ein wenig zu heavy, hat aber absolut nichts mit Deep Purple zu schaffen. Buzz Feiten zeichnet für ‚To know‘ und man merkt sofort dass er vom Soul kommt, was wahrscheinlich auf das Konto von Buddy Miles geht, bei dem er lange mitspielte. ‚Malibu‘ von Neil ist der erste Höhepunkt der LP. Es wird eine ‚It’s a Beautiful Day‘-Stimmung geschaffen, die einen alles vergessen lässt. Brother’s Stück ist ‚Take this winter…‘ und an sich nichts besonderes, nur einfach gut. Neil’s zweiter Song ‚Midnight Pass‘ ist wieder unheimlich gut. Piano, Sax und Gitarre spielen mit und gegeneinander und ziehen dich mit. Alles swingt das einem Hören und Sehen vergeht. Good Soul erneut auf Buzz’s „Need your love‘ und im letzten Stück „Selfish People‘ (wieder ein Höhepunkt) erinnert mich einiges an Soft Machine. Kompakt und sehr, sehr jazzig treibt es einen vor sich her, ab und zu unterbrochen von kurzen Pianophrasen und Gitarrenriffs. Der zweite Teil des Songs wird von Buzz’s Soulfeeling-Stimme leider verschandelt. Als Ganzes betrachtet ist die LP dennoch sehr zu empfehlen. 4 (kab)
HOUSES OF THE HOLY Led Zeppelin (Atlantic) Als ich Led Zeppelins fünfte Langsplielplatte zum erstenmal in der Redaktion hörte, gefiel sie mir sofort. Aber als ich sie abends bei Kerzenlicht und ein paar Gläsern Bier noch einmal abspelte, kam ich zu der Erkenntnis, dass sie eine der besten Platten ist, die ich je gehört habe. Wirklich, viel von dem, was Led Zeppelin auf ihren bisherigen LP’s brachte, ist nichts, verglichen mit dieser Scheibe. Man findet keine eindrucksvollen Solos, sondern eine sagenhafte Atmosphäre. Atmosphäre und Vielseitigkeit sind kennzeichnend für diese Platte. Es wird dem Zuhörer deutlich, dass die Gruppe in den letzten Monaten sehr kreativ gewesen sein muss. Led Zeppelin bringt alle heutigen Musikformen auf eine relaxte und kundige und überzeugende Art und Weise, ohne dass der exclusive Zeppelin-Sound verlorengeht. Wie bereits erwähnt, fällt kein Gruppenmitglied durch irgendwelche Solos auf aber der Totalsound der Band macht die Scheibe aussergewöhnlich. Die Zusammenarbeit von Sänger Rober Plant, Gitarrist Jimmy Page, Bassist John Paul Jones und Schlagzeuger John Bonham ist echt und verläuft scheinbar mühelos. John Paul Jones macht sich nicht nur als Bassgitarrist verdienstlich, sondern auch als Pianist. Er bedient den Synthesizer und das Mellotron und sorgt damit für eine sagenhafte Atmosphäre in Stücken wie ‚No Quarter‘ und ‚The Rain Song‘. Die acht Eigenkompositionen, wovon die Texte glücklicherweise auf der Innentasche vermerkt sind, wurden von Jimmy Page produziert. Der Aufnahmesound ist viel besser als von Led Zeppelin 4. Aber … es ist keine Platte für jede Stimmung. Ich kann mir jedenfals lebhaft vorstellen, dass einige Leute diese Platte zu relaxt finden. Man vermisst die Spannungen und Emotionen von Kompositionen wie ‚Since l’ve been lovin‘ you‘, den Höhepunkt von Led Zeppelin 3. Trotzdem glaube ich, dass die Gruppe mit dieser Scheibe viele neue Fans gewinnen wird. 4 (dolf)
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