Gillian Scalici – Hell, I Want More

Zunächst dachte ich an eine englisch singende Italienerin, wegen des Aussehens und des Namens. Aber sie stammt aus New York (was ersteres ja nicht verhindert) und kommt vom Musical her, also dem, was man früher Operette nannte. In Hamburg hat sie in der „West Side Story“ agiert (tut es noch?).

Dann wunderte ich mich über die amerikanische oder englische Band, die so überaus deusch intoniert und etwa so sauber und allzeit richtig spielt, wie die Band auf früheren Marius Müller-Westernhagen-LPs. Erst der Blick aufs Cover belehrte mich, daß hier tatsächlich eine deutsche Band wirkte: Martin Tiefensee, Bertram Engel, Detlef Petersen (der alles komponierte) und Alexander von Oswald – die ersten drei kennt ihr von Udo und Lake, der letzte hört sich wie ein Pseudonym an. Die Texte, mit das Beste an der Platte, stammen von einem liebenswerten Rockjournalisten namens Ajet Renawhcs. Doch so sehr mir die deutschen Sounds auf der Platte mißfallen, so deutlich läßt Gillian Scalici durchklingen, wie sie mit einer anschmiegsameren, einfühlsameren Band klingen könnte: Spitze. Gewiß singt Frau Scalici wie das arithmetische Mittel aus Kate Bush, Helen Schneider und Lene Lovich – aber bedenkt man die Vergleichssängerinnen, so ist dies wahrlich kein Übel. „Talk To You“ gefällt mir ausgezeichnet, und da klingt’s etwas weniger musical-isch. Das isses… Die LP kann ich weniger empfehlen, Frau Scalici in rockigerem Umfeld könnte mir extrem gefallen. Mal sehen, was noch kommt.