Grand Theft Auto – San Andreas

Wer schon längere Wege mit dem Auto in den USA zurückgelegt hat (und keine Cassetten fürs Tapedeck mitgebracht hatte], weiß: Die Radiorealität in den Staaten ist eine grausame, fast noch grausamer als die hierländige. So darf man froh sein, dass auch das rasante Kleingangster-Treiben von „Grand Theft Auto – San Andreas“ uns wieder ins Urbane führt. Dort gibt es wenigstens eine gewisse Auswahl an Radiosendern, die der Konsolen-Spieler anwählen kann, sobald er sich ein Gefährt unter den Nagel gerissen hat. Diese Möglichkeit macht schon für sich allein einen gehörigen Teil des Reizes dieser Game-Reihe aus. Und wer auch im wirklichen Leben nicht mit der Portokasse knausern muss, kann sich die Hits der GTA-Radiosenderals große CD-Box in die reale gute Stube tragen. Neben genretypischen Jingles und nicht weniger authentischen, zum Teil aberwitzigen Werbespots bieten die neun fiktiven Radiostationen auf acht CDs vor allem sehr viel Musik: über 80 Titel lim Spiel sind es noch ein paar mehrl! So führt der Weg also nicht nur mit dem geklauten Wagen durch die Gemüsegärten, sondern auch im Soundtrack brachial quer durch die Stile. Fragen darf man sich, wer jenseits von San Andreas eine so kunterbunte Mischung tatsächlich kaufen mag – an der Auswahl aus Classic und Modern HipHop [von Public Enemy bis Kid Frostl, Country IWillie Nelson, Merle Haggard usw.], Funk (von Kool & The Gang bis Mazel, Classic Rock (von Heart bis Rod Stewart], Rare Groove (von James Brown bis Booker T & The MGs], New Jack Swing (En Vogue, Boyz II Men etc.], Dub/Reggae [ein paar schöne Perlen von Max Romeo u.a.) und Modern Rock [Hits quer durch die Neunziger von Depeche Mode über Soundgarden bis hin zu L7] gibt es allerdings nichts zu meckern. Und dass Gangster keinem Indiepop oder ein paar Singer/Songwriter-Nachdenklichkeiten lauschen, war uns schließlich von Anfang an klar. (Eine kleinere Auswahl der Grand-Theft-Auto-Radiotitel gibt es auch auf Doppel-CD.)