Groundation – We Free Again

Hörprobe im Doppelblindtest: Der Opener „Praising“ wird von einem entspannt puckernden Off-Beat eingeleitet, mit typischem Tschaka-Swing auf der Gitarre, satten Hammond-Akkorden und weichen Basstönen. Die Drums in „Dem Rise“ scheinen gar direkt aus den Blue Mountains zu stammen. Die Soundsubstanz jedenfalls ist strictly Roots, doch gehören auf WE FREE AGAIN neben Ausflügen in Dub-Gefilde auch ausladende Jazz-Soli auf der Trompete zur Koloratur. Der markante, leidenschaftliche Sänger mit seiner Stimme zwischen Samt und Sandpapiererinnert so manches Mal an Horace Andy. Den Reggae hat der Frontmann ganz offenkundig mit der Muttermilch eingesogen. Man reibt sich die Augen, sobald man erfährt, dass Harrison Stafford kein von afrikanischen Maroons abstammender Rasta-Barde ist, sondern ein weißer Akademiker, der sich hauptberuflich als Dozent für Reggae-Geschichte am Sonoma State College in Kalifornien betätigt. 1998 rief er dort mit einer Hand voll gleichgesinnter Jazzstudenten die Gruppe ins Leben. Nach dem gefeierten HEBRON GATE legen Groundation nun bereits ihr siebtes Album vor, wobei die Band auf WE FREE AGAIN erneut mit der Unterstützung von Ex-Black-Uhuru-Sänger Don Carlos rechnen kann. „Music Is The Most High“ heißt einer der Titel – will heißen: Hier sind echte Aficionados am Werk. Groundation – der Name bedeutet so viel wie „Erdung“ und steht in Beziehung zum Gruppenlabel Young Tree Records vereinen die Vibes von Bob Marley mit dem Spirit von John Coltrane in außergewöhnlich epischen Reggae-Tunes. Wir lernen dabei: Das Gerede von Roots und Authentizität ist mehr als nur eine Metapher. Dabei vermag Jamaikas ureigene Musik auch fern der Heimat Früchte zu tragen.

www.groundation.com