Haindling – 78 Minuten

Komisch is scho‘, dass von irischer bis usbekischer Folklore alles politisch korrekt und irgendwie musikalisch total interessant gefunden wird – kommt die Musik indes aus Bayern, so ist der Künstler gut beraten, seine Herkunft möglichst zu vertuschen. Hans-Jürgen Buchner verfuhr gegenteilig und benannte seine 1981 gegründete Gruppe sogar nach der Heimat, dem bayerischen Städtchen Haindling. Inzwischen konnte Buchner nicht nur mit Hits wie „Lang scho nimmer g’seng“ oder „Du Depp“ charten – er verstand es auch unter Wahrung seiner Integrität auf anderen Feldern Karriere zu machen. Als Komponist von Filmmusiken wird er ebenso hoch gehandelt wie für seine kuriosen, immer etwas obskuren Alben. Dass er als Songwriter u.a. für Leute wie Peter Maffay, Hermann van Veen oder Chaka Khan aktiv wurde, sei ihm verziehen. Denn sein zweites Best-Of-Album,78 MINUTEN, vereint seine charmantesten Songs der letzten Jahre. Und die changieren zwischen butterweichem Schlager, wie ihn Blumfeld gerne schreiben würden, repetetiven Klangschleifen („Des mog I ned“) und fröhlichem Jazz. Zwischen Variationen von Eric Satie und Instrumentals, die an das legendäre Penguin Cafe Orchestra gemahnen. Zwischen augenzwinkernd-bräsiger Blasmusik („Leit hoits zsamm“) und inoffizieller Bayern-Hymne („Bayern“,jetzt im konsequenten Dance Mix). Musikalisch fast schon zu gekonnt, weil er alles können will, erweist Buchner aber vor allem als Sänger dem Bayerischen seine Reverenz: Wer also 78 Minuten und zwei Sekunden dabei geblieben ist, weiß, wie abstoßend und vulgär, wie weich und zärtlich der Dialekt sein kann.