Headline – Bald Head
BALDHEAD, der Vinyl-Erstling der Londoner Formation Headline, ist ein Produkt, das einem die Zuordnung nicht gerade leicht macht. Hier werden mit geradezu unverfrorener Taktlosigkeit Stilarten und Richtungen zeitgenössischer Popmusik in Einklang gebracht, die aufgrund kultureller und ethnischer Differenzen bislang einfach unvereinbar schienen. Die Tatsache, daß es sich um eine gemischtrassige Band handelt, deren Mitglieder ehemals von Jazz bis Hardrock in nahezu jedem Terrain zu Hause waren, mag als mögliche Erklärung gelten. Und so steuert dann auch jedes einzelne Mitglied, seinem Background entsprechend, grundverschiedene Sound-Fragmente bei, die mit Kombinationsgabe und Akkuratesse zu einem überwiegend harmonischen Ganzen verquickt werden. Das Fundament des durcheinandergewürfelten Headline-Konglomerates ist zumeist eine präzise, uhrwerksartig-tickende, ja fast schon mechanisch programmierte Ska-Rhythmik.
Die Präsenz dieser Rhythmusgruppe ist zwar unterschwellig zu lokalisieren, übernimmt aber höchst selten einmal die Melodienführung, die in erster Linie von schrägen, wuchtig aufgetragenen Keyboards und krachenden Gitarrenakkordfolgen geprägt wird. Surrende, in Dilettantenmanier auf auf primitive Sinustöne reduzierte Moogimpulse und unisono im Marschrhythmus herausgebrüllter Sprechgesang, sorgen für zusätzliche Abwechslung. Die instrumentale Dominanz wird immer wieder verlagert und trotz der enormen Vielfalt funktioniert diese vollkommen eigenwillige Mixtur. Zu zwei Dritteln jedenfalls, wie ich meine. Denn sobald man sich auf eine ganz bestimmte Richtung festlegt, geht das auf Kosten der Eigenständigkeit und Identität. Bei „Immigrant“ z.B. ergeht sich der Gitarrist in widerliche, bis zum Erbrechen überstrapazierte Heavy-Klischees, die die leichtfüßige Ska-Akzentuierung regelrecht erschlagen. Headline ist eine Band, die sich buchstäblich zwischen alle Stühle gesetzt hat. Das Ideenpotential ist enorm. Und nicht zuletzt die Texte der Gruppe, die mit diskretem Charme banale Gefühlsduseleien beleuchten, bisweilen auch kaltschnäuzig an gesellschaftlichen Tabus rütteln (Abortion), erscheinen geeignet, ein breitgefächertes Publikum anzusprechen.
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