High Llamas – Hawaii

Eine synthetische Bubblegum-Ouvertüre rauscht für Sekunden durchs zeitgenössische Elektronik-Universum. Dann fällt eine Horde 100 Prozent-Polyester-Streicher samt kauzigem Banjo-Solisten über das ‚Cuckoo Casino‘ her und taucht es in ein tiefrosa Licht. Eher unspektakulär gesellt sich auch noch das hinlänglich bekannte James-Bond-Motiv hinzu. Genug Rückwärtsrollen, Kopfstände und Felgaufschwünge also, um ganzen Vampyros-Lesbos-Soundtracks über die Runden zu helfen. Und dabei ist HAWAII, Solo-Opus Nummer dreieinhalb des großen Popminiaturen-Schöpfers Sean O’Hagan, in diesem Moment gerade einmal gut eine Minute alt. Rund 74 weitere – bei 29 (!) Songs – werden noch folgen. Für ähnliche stilistische Transaktionen, die boshaftsüßliche Kitschigkeiten bis an die Schmerzgrenze treiben, um den Probanden zwei, drei psychedelische Erfahrungen später wie der sprichwörtliche Esel im Trapp zu verlieren, nehmen sich die High Llamas dabei immer wieder Zeit. Doch die alleinige Obsession des irischen Ex-Microdisney-Chefs O’Hagan gilt dem Popsong. Dazu wiedervereint er die Beatles posthum Mitte der Siebziger, steckt den jetzt allein regierenden Lennon in ein seidig schimmerndes Dinnerjacket und läßt dieser Musik die orchestralen Annehmlichkeiten angedeihen, die sie verdient. (Und Jeff Lynne ist ganz weit weg). Für strahlend helle Momente wie diese müssen sich selbst die Chrysanthemums, Stephen Duffys, Epic Soundtracks oder Prefab Sprouts der hiesigen Welt ganz schön auf die Hinterfüße stellen.