Hooray For Earth :: True Loves

Mit diesem Synthiepop-Feuerwerk könnten wir das 80s-Revival tatsächlich mal abhaken (wenn sich denn noch irgendetwas abhaken ließe).

Selbst eine Band wie A Flock Of Seagulls, 80s-One-Hit-Wonder und eher noch durch ihre zu waghalsigen Dachkonstruktionen aufgesprayten Frisuren in Erinnerung geblieben, musste sich entscheiden. Obwohl ihr New Wave von jeglicher Ideologie befreit war und die so entstandenen Lücken besser mit noch ein wenig Kitsch mehr aufgefüllt wurden (sodass auch sie den New Romantics zugeschlagen werden konnten), gab es doch ästhetische Grenzen für sie: Sie musizierten in der Tradition von Gary Numan, David Bowie und Brian Eno, da konnten sie nicht auch noch in der des Electric Light Orchestras und von Alan Parsons Project musizieren. Heute geht das. Und Hooray For Earth tun das (und damit haben wir ja noch kein Wort über zum Beispiel die Pet Shop Boys verloren, die hier auch ihre Spuren hinterlassen haben). Allerdings stürzt sich die Band aus New York auf ihrem zweiten (in den USA bereits im Juni 2011 veröffentlichten) Album derart rückhaltlos in ihren gewaltigen, bombastischen Essenz-Pop, dass sie wider Erwarten ein ziemlich schlechtes Beispiel dafür hergibt, die Beliebigkeit und Inhaltsleere der sogenannten retromanischen Unterhaltungsmusik von heute zu kritisieren. Nee, neue Argumente haben die tatsächlich keine, aber Melodien! Ihre Arrangements führen auch nicht weiter als die von Tears For Fears (bevor die zu den ersten Beatles-Epigonen der späten 80er-Jahre wurden) oder Talk Talk (als die noch als Synthiepopband durchgingen). Aber hier quietschen und glitchen die Synthesizer, verlieren sich die Gesänge in Kaskaden, stampfen und tribalen die Drums, ist alles immer noch ein bisschen mehr und fast zu viel – ja, das alles kommt von der Leidenschaft, vom Wollen. Über 80s-Revival-Platten liest so was ja eher selten (in den 80er-Jahren stand das allerdings am Ende vieler Rezensionen), doch beherzigen Sie bitte: Diese Platte muss man laut anhören!

Key Tracks: „Last Minute“, „Bring Us Closer Together“, „True Loves“, „No Love“