Hor – Slo ’n‘ Sleazy & Screw Radio – l’m A Generation X

Greg Ginn, dermaleinst neben Henry Rollins Hauptrabauke bei der Punk-Legende Black Flag, macht nun schon seit geraumer Weile Amöbenmusik. Und das geht so: Man nimmt sich elektronisch generierte, nicht allzu hektische und halbwegs überschaubare Beats, fängt an, ein Gitarrenthema darüberzulegen und läßt dieses sich dann in aller Gemütsruhe und bedächtiger Slow Motion wie ein Amöbentierchen vorwärtsbewegen: suchend, tastend, sich fortwährend verändernd. Zielloses Umherschweifen der Klänge, ungetrübte Session-Statements ohne Gewähr auf Perfektion und Gitarrenlinks als Abbaugebiet unbearbeiteter Rohdiamanten: Sowas kann durchaus spannend sein. Und tatsächlich surfen Greg Ginn und sein Rhythmus-Mann Andy Batwinas bei ihrem Hor-Projekt gemütlich auf der Welle purer Musikantenseligkeit. Waren die beiden auf ihrem Erstling HOUSE noch hektisch rudernd auf der Suche nach der absoluten Entspanntheit, haben sie die jetzt auf SLO’N’SLEAZY ernsthaft gefunden. Meistens reichen wenige Tonspuren – für Drum-Sounds, Gitarren und Baß – aus, um kaum nachbearbeitete Klangwelten zu generieren, die sich eher absichtslos und nebenbei zu netten instrumentalen Songs bündeln. Wer, wie Greg Ginn, schon so lange dabei ist, wird eben leicht mal liebenswert versponnen und musiziert still und vergnügt vor sich hin, während draußen die Welt allmählich immer verrückter wird. Oder? Leider doch nicht ganz: Screw Radio, das zweite Projekt Gregs, wendet sich der Welt zu, ihrer Redseligkeit und den ganzen Ausmaßen ihrer Stumpfsinnigkeit. Und weil tout Amerika voll von ausgesuchten Quatschern ist, dürfen wir auf I’M A GENERA-TION X den gesampelten Poindexter Stewart hören, die große US-Talk-Radio-Hoffnung, und mit ihm allerlei Statements meistenteils fragwürdigen Inhalts. Das Werk ist allerhöchstens als Dokument postmoderner Ratlosigkeit tauglich, und ansonsten spielen Greg Ginn und Andy Batwinas ihre hypnotischen Sounds dazu, die im Hor-Projekt – ohne alle Worte – doch so viel mehr sagen.