Ian Johnston :: Bad Seed: The Biography Of Nick Cave

Die Gebrüder Johnston aus London führen so etwas wie einen Familienbetrieb in Sachen Cave-Kultur. Während Bruder James Johnston die gehobene Nick Cave-Tribut-Kombo Gallon Drunk anführt, betätigte sich lan Johnston als Caves Biograph. 300 Seiten braucht er, um die bisherige Lebensgeschichte des Maestro aus Melbourne auf die Reihe zu kriegen, und herausgekommen ist dabei ein lesenswertes Buch, das dem „schwierigen“ Antipoden mit der genau richtigen Mischung von lässiger Ironie, Horror, Detail und – ja – Ehrfurcht an den Kragen rückt. Johnston konnte sich bei der Arbeit zwar nicht aufs Zwiegespräch mit Herrn Cave persönlich berufen, hat aber viele von „King Inks“ vergangenen und präsenten Mitkämpfern ausgiebig ausgelotet. Wie zum Beispiel Mick Harvey, Rowland S. Howard, Anita Lane, Lydia Lunch, Barry Adamson, Blixa Bargeld und sogar Screamin 1 Jay Hawkins. Sie berichten alle direkt aus der Teufelsküche, und Johnston selber kennt auch einiges von innen. Erstaunlich ist, wie umfassend es ihm dabei gelungen ist, Caves Weg aus dem soliden mittelständischen Melbourne über die geradezu gewalttätig chaotischen Birthday Party, dann den Berliner Drogensumpf bis zur heutigen Existenz als fast abgeklärter Fabulierer und Pub-Hocker so zu beschreiben, daß „alles“ „irgendwie“ „klar“ wird. Zum Schluß bleibt ein überwältigtes Staunen darob, wie aus solchem Chaos doch noch etwas entstehen kann. Und es bleibt auch ein Sammelsurium von ergötzlichen und weniger ergötzlichen Anekdoten. Wie jene von dem Zuschauer, der auf die Bühne hoppste, um Tracy Pew, dem Bassisten der Birthday Party, mitten im Song in den Stiefel zu pissen, und was dann geschah…