Indigo Girls – Shaming of the sun

Freundinnen müßte man sein. Ein Herzenswunsch des Berliner Barden Funny Van Dannen, der glatterdings genau auf die Indigo Girls gemünzt sein könnte. Denn hast du erstmal SHAMING OFTHE SUN gehört und automatisch ins Herz geschlossen – sofern du nicht ein schlechter Mensch bist -, möchtest du dem Duo Amy Ray und Emily Sayers irgendwie nahe sein: zugucken, wie sie ihre Akkorde suchen. Dabeisein, wie sie durch schlichtes Umklippen des Standby-Schalters Beat und Folk und Pop neues, ungeheuer warmes Leben einhauchen. Die beiden Ladys verstehen es, aus den Ingredienzien zeitgenössischer Rockmusik ein ganz eigenes, eigentümliches Naschwerk zu backen: von allem elegant etwas und von nichts ziellos zuviel. So kommt es dann, daß ein Song wie „Caramia“ klingt, als würden Jellyfish die Beatles spielen. Und so kommt es, daß wir auf dem Album heimliche Anklänge finden an – ungelogen – Queen genauso wie an Rickie Lee Jones, an R.E.M.wie an Alanis Morissette, an die Pretenders und an Patti Smith: kleines Patchwork großer Vergangenheiten. Die Songs des lieblichen Duos besitzen die unbeschwert bizzelnde Atmosphäre eines abendlichen Sommerhimmels, kurz bevor das sehnsüchtig erwartete Gewitter kommt, eine gekonnte, ausgebuffte Dramatik, die ihre Funken aus der Reibung zwischen pushenden Uptempo-Momenten und beharrendem Folk-Geflüster schlägt.