Irmin Schmidt – Gormenghast

Bei der Kultformation Can kam Irmin Schmidt seine fundierte Ausbildung als Pianist, Komponist und Dirigent zugute. Und auch bei den rund 70 Soundtracks, die er in den vergangenen Jahren geschrieben hat, konnte der Schüler von Ligeti, Berio und Stockhausen davon zehren. Für GORMENG-HAST griff er ein weiteres Mal auf seine Klassik-Kenntnisse zurück, handelt es sich dabei doch um eine Oper in drei Akten, die mit Ouvertüre, Arien, Leitmotiven und Zwischenspielen fast herkömmlich aufgebaut ist. Fast deshalb, weil Schmidt nicht Schmidt wäre, würde er den traditionellen Rahmen nicht mit modernen Mitteln aufbrechen.

Seine Partitur verbindet Akustisches vom Orchesterapparat mit Elektronik aus dem Computer, Kunstlied mit Rocksong und ethnische Perkussion mit fremdartigen Rhythmen. In Zusammenarbeit mit Jaki Liebezeit und Michael Karoli, Verbündeten aus alten Can-Tagen, sowie Jono Podmore, der sich als KÜMO in der D ’n‘ B-Szene einen Namen gemacht hat, integriert er außerdem zeitgemäße Dance-Grooves. Das dazugehörige englischsprachige Libretto basiert auf Mervyn Peakes gotischer Romantrilogie „Gormenghast“. Schmidt macht daraus eine Parabel über die verführerischen und zerstörerischen Kräfte der Macht, die dem Zuhörer einige Anstrengungen abverlangen. Doch die Mühe lohnt sich. Wer sich dieses avantgardistische Musiktheater hart erarbeitet, wird mit einer lange nachwirkenden Hörerfahrung belohnt.