Irmin Schmidt & Kumo – Masters Of Confusion :: Elektronik/Klassik

Als Irmin Schmidt und Kumo vor zwei Jahren bei der Can-Solo-Projects-Tour mit Sonderapplaus verabschiedet wurden, muss I dieses gemeinsame Projekt Formen angenommen haben. Schmidt, ehemaliger Schüler des Neutöners Karlheinz Stockhausen, Keyboardwunder bei der Deutschrock-Legende Can, später Opern-Komponist („Gormenghast“) plus Kumo, der fast dreißig Jahre jüngere, im englischen Liverpool geborene Produzent mit Drum’n’Bass-, Acid Jazz und Elektronik-Hintergrund – konnte das denn gut gehen? Es kann, es kann. Dieses Album ist ein Demonstrationsobjekt für improvisierte Musik, die überhaupt nicht wie improvisierte Musik klingt. Mit Masters Of Confusion können Irmin Schmidt und Kumo den Hörer angenehm zum Grübeln und Staunen bringen: Ist das nun zu schnell abgespielt („Goatfooted Balloonman“, „Either Or The Survivor“)? Oder hat Schmidt heimlich bei George Gershwin geklaut und das dann Kumo zur digitalen Verfremdung vorgelegt („Gentle Into That Night“)? Das Anliegen des – oberflächlich gesehen ungleichen Duos mag vereinzelt Abschreckungseffekte zeitigen; aber die Verquickung von Irmin Schmidts wuchtigem Konzertpiano mit Kümos elektronisch generierten Beats und Sounds kommt Gott sei Dank ganz ohne Musikhochschulzertifikat aus und ist ein paar Lichtjahre vom gequirlten Klassik-Pop-Kitsch eines, sagen wir mal, Nigel Kennedy entfernt. Masters Of Confusion ist ordentliches Chaos oder chaotische Ordnung, und manchmal legen Schmidt und Kumo dabei noch den Schleudergang ein. Locker bleiben, liebe Leserinnen und Leser, alles bleibt also anders. Das letzte Kumo-Album auf dem Can-eigenen Spoon-Label hieß 1 +1 = 1, Irmin Schmidt und Kumo addieren 2 + 2 zu 2. Und auch das geht.

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