Jeff Beck
Wired
Epc (Sony Music)
Jeff Beck ist ein Phänomen unter den Gitarren-Heroen der alten London-Scene. Es ist ihm nämlich als einzigem gelungen, sich aus dem Dunstkreis der Yardbirds-Legende zu lösen. Im Gegensatz zu Clapton und Page zeigt er bis heute ungebrochene Kreativität und Mut zu Neuem, wobei manchmal, wie in diesem Falle, verblüffend Gutes dabei herauskommt. „Wired“ ist in meinen Augen Becks bisher größte Leistung. Die Leute um ihn herum waren da allerdings nicht ganz unbeteiligt. Jeff, der im Ruf steht, allen Begleitmusikern seinen persönlichen Stempel aufzudrücken, und sei es mit Gewalt, hat sich nämlich offensichtlich inspirieren lassen. Ein Novum für den stark Ego-orientierten Beck, das aber verständlich wird, wenn man die Musiker unter die Lupe nimmt. Da ist einmal Jan Hammer, Mahavishnu’s großartiger Tastenmann, der hier überwiegend am Synthesizer agiert, sowie Narada Michael Waiden, Drums, der allein die Hälfte des Materials geschrieben hat und Wilbur Bascomb, Baß. Herausgekommen ist jazziger Rock oder rockiger Jazz, wie man will, so eindringlich und authentisch, daß man zumindest über Jeff Beck, den alten Blues-Rocker, verwundert den Kopf schüttelt. In „Goodbye Park Pie Hat“ allerdings darf Jeff noch einmal die alten Bluestage aufleben lassen. Eine bekannte Beck-Schwäche tritt aber auch auf „Wired“ wieder deutlich zutage: Er kann nicht „schreiben“, keine einzige Nummer stammt aus seiner Feder. Aber warum? Was er aus den Einfällen anderer zu machen versteht, ist Leistung genug. Jeff Beck war stets weit über Durchschnitt, hier ist er zu Höchstform aufgelaufen.