Jethro Tull – Minstrel In The Gallery
Ich weiß langsam nicht mehr, woran es eigentlich liegt. Entweder ist man langsam total übersättigt oder hoffnungslos nostalgisch. Die renommierten Gruppen von einst gehen einem heute häufig ziemlich auf die Nerven. Auch bei Jethro Tull blättert auffällig der Lack ab. Schlimmes war ja schon nach der jüngsten Tournee zu befürchten. Nichts mehr von der einst originellen Bühnenshow, sondern nur noch Klamauk und Albernheiten, die eindeutig um die Gunst eines teenybopper-orientierten Publikums warben. „Minstrel In The Gallery“ ging mir beim ersten flüchtigen Anhören ziemlich auf den Wecker. Zu Titeln wie „Look Into The Sun“, „Aqualung“ oder „War Child“ reicht es bei Ian Anderson leider nicht mehr. Allein der Titelsong erinnert noch an frühe Sternstunden der Gruppe. Allerdings muß ich zugeben, daß mir die alten Tull-LPs immer nur passagenweise gefallen haben. Aber für mich ist das neue Album arm an Höhepunkten wie bisher keine andere Tull-Produktion. Ian Anderson scheint nicht nur beim Schreiben, sondern auch an der Flöte die Luft ausgegangen zu sein. Auch sein berühmter Gesangsstil hat reichlich viel an Profil verloren. Ich dachte immer, Jethro Tüll hätten genug Originalität, um sich nicht an irgendeinen Trend anhängen zu müssen, um den Anschluß nicht zu verpassen. Und die neue Rockmusik aus England ist ja alles andere als ein würdiges Vorbild. Aber leider klingen die Jethro Tull-Arrangements mittlerweile auch schon reichlich flach.