Jimi Hendrix :: West Coast Seattle Boy – The Jimi Hendrix Anthology

Der Nachlass des innovativsten aller Rock-Gitarristen scheint unerschöpflich: 60 unveröffentlichte Songs auf vier CDs und eine Dokumentation auf DVD in einer schmucken Box.

Angesichts der Flut von „unveröffentlichten“ Aufnahmen, „zeitlosen Dokumenten“ und Alben, die Jimi Hendrix „definitiv“ so im Sinn hatte und auch herausgebracht hätte, wenn er nicht blablabla, angesichts all dieses Wahnsinns also, wundert es einen nicht, wenn man auf komische Ideen kommt – etwa die, dass in einem Studio-Verlies unzählige Hendrix-Imitatoren vor sich hin klampfen, um die Nachfrage nach immer neuen Versionen der immer gleichen Hendrix-Songs zu befriedigen. Doch zum Thema: Die Anthologie WEST COAST SEATTLE BOY gibt vor, auf vier CDs und einer DVD die Karriere des „besten Gitarristen aller Zeiten“ abzubilden, löst dieses Versprechen aber allenfalls zum Teil ein. Auf CD eins steht der Sideman Hendrix im Mittelpunkt, der zwischen 1964 und 1969 Little Richard, King Curtis, die Isley Brothers und andere mehrheitlich Soulmusiker allzeit manierlich und songdienlich begleitete. Die CDs zwei bis vier bieten zum x-ten Mal Altbekanntes von „Purple Haze“ bis „Message To Love“, von „Stone Free“ bis „Angel“ in Demo-, Live und alternativen Versionen, dazu Remakes vom Dylan/Manuel-Klassiker „Tears Of Rage“ bis hin zum notorischen „Peter Gunn Theme“, Überflüssiges wie den „untitled basic track“, Aufregendes wie eine 20-minütige Session mit dem Jazz-Organisten Larry Young, Anrührendes wie den Solo-Spot „Suddenly November Morning“. Fortgeschrittene Hendrixologen werden die Box wohl mit einigem Erkenntnisgewinn hören, Novizen sollten sich zunächst an die klassischen Alben halten. Den vierten Stern gibt’s für die DVD VOODOO CHILD. Regie führte Bob Smeaton, der sich schon mit der BEATLES ANTHOLOGY Meriten erworben hat.