Jimmy Cliff – Give The People What They Want
Das ist nun echt‘ ne Überraschung. Ob sich Jimmy Cliff die jahrelange Kritik an seinem weichgespülten Pop-Reggae zu Herzen genommen hat? Besonders bei seiner letzten LP I AM THE LIV1NG, in den Staaten aufgenommen, wurde der Zwiespalt zwischen der Idee, die man mit Reggae verbindet, und Cliffs kitschig-poppigen Interpretationen wieder unerträglich groß. Gewiß, Cliff ist kein Rasta, sondern Moslem, aber ob Jah oder Allah, die Musik muß rüberkommen.
Daß er ganz anders kann, zeigt er (endlich) mit GIVE THE PEOPLE WHAT THEY WANT. Ganz anders als die Versuche von Popmusikern und Streichern, Reggae zu spielen, sind auch die musikalischen Qualitäten der jemaikanischen Studio-Asse. Mit ihnen hat Jimmy CM die Platte in Kingston aufgenommen. Namen wie Sly Dunbar, Mickey Boo, Robbie Shakespeare, Augustus Pablo, Chinna Smith sprechen für sich. Erst recht dann, wenn sie vernünftiges Material zu spielen haben. Und das hat ihnen Cliff diesmal zur Verfügung gestellt. In seinen zehn Songs scheint sich all das, was er in all den Jahren an Soul und Pop-Harmonien gelernt hat, zu komprimieren. In Verbindung mit den modernsten, kompaktesten Reggae-Arrangements, die Jamaika zur Zeit zu bieten hat, klingt das äußerst ansprechend. Die Authentizität, die roots, sie gehen nicht verloren, trotzdem ist GIVE THE PEOPLE eine typische Jimmy Cliff-Platte, nicht zuletzt wegen seiner zwar gereiften (er ist 39), aber unverkennbaren Stimme. Gesanglich unterstützen ihn u.a. die Tamlins sowie Michael Rose und Dukky Simpson von Black Uhuru.
Deutliche Sätze zum Abschluß: Dies ist Jimmy Cliffs beste LP. Und vor allem: er ist über seinen Schatten gesprungen. (In Bezug auf die berechtigte Leserkritik an der zu häufigen Vergabe von 5 und 6 Sternen: Die Platte ist von Anfang bis Ende gut. Einfach gut.)
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