Joe Jackson :: New York, S.O.B’s.
Er ist immer für eine Überraschung gut! Joe Jackson, der eigensinnige Engländer —- hier übrigens kurioserweise als „New Yorks Classiest Rocker“ angekündigt —- setzte sich in den Kopf, die neuen Songs für sein nächstes Album live aufzunehmen. Um sich auf den großen Moment vorzubereiten, spielte Jackson mit klassischer Drei-Mann-Besetzung (Baß, Gitarre, Schlagzeug) mehrere Trainings-Gigs in den verschiedensten Clubs Manhattans.
So neugierig man auch war, dem neuen Material zu lauschen -— Jackson weiß genau, daß ein paar bekanntere Songs der guten Stimmung nicht unbedingt abträglich sind. Also eröffnet er seinen Set im brechend vollen S.O.B’s. („Sound of Brazil“) mit dem rockig angelegten Aufmacher seines Debüt-Albums: „One More Time“. Dem Kenner entlockt das ein süffisantes Lächeln, hatte er doch einst so stolz verkündet, er würde Live-Auftritte und Rock ’n‘ Roll definitiv aus seinem Leben verbannen.
Doch der berüchtigte Zyniker schien sich dennoch wohlzufühlen. Da huschte ihm sogar der eine oder andere Scherz über die Lippen, bis ihm dann sein Publikum doch etwas zu ausgelassen wurde: „Shut up! This isn’t Heavy Metal“, wies er die Anhängerschar schroff in die Schranken Jackson’scher Entertainement-Philosophie.
Doch das Kuschen lohnte. Eindringlich präsentierte der Jazz-Liebhaber mit Buchhalter-Appeal Akustisches im Trio, greift schon mal selbst in die Tasten, um vitalen Motown-Boogie-Fusion-Funk zu hämmern („Soul Kiss“); dann die fast schon obligatorische Schüttel-Rumba und zwischendurch auch mal purer Pop. Seine Songs scheinen kosmopolitischer denn je, vielleicht hat’s damit zu tun, daß Jackson nun schon seit geraumer Zeit im Schmelztiegel New York ansässig ist.
In seinen Texten hingegen hat er nichts vom bissigen Engagement früherer Tage eingebüßt: „The Jet Set“ nimmt beispielsweise gekonnt jene Sorte Touristen auf die Schippe, die mit der American Express Card ihren Urlaub finanzieren, während „Shanghai Sky“ vom sehnlichen Wunsch erzählt, ein unbekanntes Land zu bereisen, dann aber bei der Ankunft bitter enttäuscht wird.
Gar nicht enttäuscht zeigte sich die treue Anhängerschar. obschon sich der Meister nach getaner Arbeit ohne eine Zugabe verabschiedete. Wenig später liefen dann im „Roundabout“-Club die Bänder mit. Augen bzw. Ohrenzeugenberichten zufolge (Presse und ähnliches Gesinde war nicht zugelassen) soll man mit dem bis dato besten Jackson-Album rechnen können. Heißen wird’s BIG WORLD…
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