Jörg Feyer
Freddie Jackson hat sein neues Werk im Kasten — mehr brauchte ich eigentlich gar nicht zu schreiben. JUST LIKE THE FIRST TIME (EMI 24 0630-1) kann DER Ladies‘ Man des vergangenen Jahres denn auch ruhigen Gewissens seinen zweiten Longplayer nennen, der die Verzögerungstaktiken des süperben Erstlings nur geringfügig variiert. Mädels aufgepaßt! Freddie ist nach wie vor Euer Mann — galanter drängt kaum jemand „between the sheets“. Und selbst wenn er energisch „Jam Tonight“ fordert, klingt das eher wie ein verführerisches Vorspiel zu ’ner Engtanz-Einlage — Oh, Freddie… (5)
Ähnliches Terrain nimmt auch O’Bryan auf SURRENDER (CAPI-TOLASD ST-12520) erfolgreich in Angriff. Wenn er mit fiebriger Stimme „the point of no return is qetting near“ stammelt und gleich darauf im engelsgleichen Falsetto über dem Rhythm-Track von „You Have Got To Come For Me“ schwebt, gibt es an der Lauterkeit seiner Absichten keine Zweifel mehr. O’Brians Plus — er kann auch anders: Moog-geölte Dancefloor-Ware wie „Tenderoni“ oder „What Goes Around“ exekutiert er ähnlich kompetent — und mit „Driving Force“ gelingt ihm eine zupackende, auf wenige Zutaten schön reduzierte Funk-Nummer.
Prädikat abwechslungsreich, trotz einiger Längen.(4)
Es gibt nur noch wenige Plattencover, aus denen der Rezensent das Oeuvre mit zittrigen Händen befreit. Regelmäßig geschieht dies eigentlich nur noch, wenn der Postbote eine neue Platte von Bobby Womack unterm Arm hat. So war es neulich wieder — und WOMAGIC (WEA 254 466-1) rechtfertigt selbst überschwengliche Vorfreude. Eine ausführliche Laudatio darf ich mir an dieser Stelle ersparen, da WOMAGIC zur „Platte des Monats“ gekürt und bereits auf S. 66 besprochen wurde.
Zurückgekehrt auf den Plattenteller ist Bobby Womacks Bruder Cecil samt Gattin Linda, und das in guter Form: STARBRIGHT (EMI 240656-1), das dritte Womack & Womack-Werk, zeigt deutlich ansteigende Tendenz gegenüber dem doch etwas schwachbrüstigen Vorgänger und reicht über weite Strecken an das famose LOVE WARS-Debüt heran. Vom stolzen Auftakt-Bekenntnis „Soul Love/Soul Man“ über das augelassene „It’s My Party“ oder die Big Apple-Hymne „New York City“ bis zum zärtlichen, von Bobby gelieferten „The Reason (Must Be Love)“ — fast alles klingt frisch, unmittelbar, von ansteckendem Optimismus durchzogen. Und ihrem verspielt-neckischen Stimm-Wechsel zu folgen, ist nach wie vor ein ganz besonderes Vergnügen.(5)
Ein neues Pferd im Hush Productions-Stall, der auch die Belange von Melba Moore, Melisa Morgan oder Freddie Jackson regelt: Ray, Goodman & Brown gefallen sich auf dem Cover von TAKE IT TO THE LIMIT (EMI/ ASD ST-17235) als spendable Yachtbesitzer. Die aufmarschierten Bikini-Nixen hätten sie allerdings auch gleich unter Deck lassen können, denn die Platte klingt wie ein Einführunaskurs in die Hohe Schule der Vocal-Verführungskunst: Ein sonorer Bariton, ein ungeduldiger Tenor und eine ekstatische Falsett-Lage werben um die Wette. Das Ganze ist obendrein so geschickt eingefädelt, daß jeder mal richtig zum Zuge kommt, und wenn sich die Stimmen sanft für die Harmonies vereinigen, ist es an der Zeit, ein paar alte DooWop-Platten für „danach“ hervorzukramen. Hübsch! (5)
Verdammt hübsch ist auch Miki Howard: COME SHARE MY LOVE (WEA 781 688-1) verlangt sie – eine Aufforderung, der ich nur allzugern nachkommen würde. So aber muß ich mich mit den akustischen Reizen begnügen — kein schlechter Tausch: Produzent Lemel Humes richtet für das Solo-Debüt der Ex-Backup-Sängerin (Philip Bailey. Ester Phillips. Dolly Parton) eine dezente, midtempo-orientierte Klangkulisse her, die nur selten beliebig wirkt oder die Grenzen des guten Geschmacks unterschreitet. Mikis Stimme, die von kraftvoll-kratzbürstig bis sanft-verführerisch die ganze Palette stets gut getimt und kontrolliert draufhat, vermag nicht Zeit und Raum aufzuheben wie etwa die einer Anita Baker, aber mitunter ist sie doch ganz schön nah dran. Anspieltips: „Come Share Mv Love“, „I Can’t Wait“
und „Come Back To Me Lover“. (5)
Das Cover hat in diesen Tagen schon mehr als Symbolwert: Ein knallrotes X droht dem State Capitol im Hintergrund – GOOD TO GO (IS-LAND/ARIS 803600988) lautet die Devise! Den Soundtrack zum gleichnamigen Go-Go-Opus fährt die Creme des Genres mit einem Greatest Hits-Programm auf: Trouble Funk, Chuck Brown & Soul Searchers, Donald Banks, Reeds & The Boys und Hot, Cold Sweat. Dazu eher unerhebliche Kulissen-Sounds von Wally Badarou oder Sly & Robbie und E.U. mit ihrem „Freeze“. (4)
Wem der Sinn dann erst recht nach Funk-Trouble steht, kann mit der gleichnamigen Maxi-Auskoppelung (ISLAND/ARIS 860437-975) noch einmal kräftig nachlegen. Denn die B-Seite von „Still Smonik'“ bringt einen Trouble Funk-Livemitschnitt vom Juli ’86 aus dem Londoner „Town & Country-Club“: 11 Min. 40 Sek. „It’s In The Mix“ — Musik, die das White House erst recht zum Einsturz bringt. Up On The Roof, Ronnieü (5) Den Soundtrack zur neuen Cop-Klamotte ARMED AND DAN-GEROUS (MANHATTAN/ASD SJ 53041) betreute Maurice White, der neben bewährten Eigenleistungen („I Need You“) ein ziemlich kurioses Sammelsurium engagiert hat. Jede Menge Mainstream-Schrott (von u.a. Glen Burtnick, Eve (?) oder S.S. Sputnik), aber auch lohnende Momente für den Black Music-Interessenten. Zum Beispiel Cheryl Lynn, die mit dem temperamentvollen Dancer „Steppin‘ Into The Night“ ihren Company-Einstand feiert und einen angenehmen Vorgeschmack aufs kommende Album abliefert; Atlantic Starr, die für den Titeltrack verantwortlich zeichnen; die Escapades mit dem Girl Group-Schwung von „Respect, Respect, Respect!“ und vor allem Michael Henderson. der mit „That’s The Way It Is“ ein kleines, vertracktes Soft-Soul-Bonbon plazieren konnte. Und Altmeister Tito Puente darf noch mal „Oye Como Va“ einsalsen. Mit einigen Abstrichen: (4)
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