Jolly Goods

Slowlife

Siluh (VÖ: 24.1.)

Immer noch nicht jolly, immer noch verdammt good: Anti-Selbst­optimierungspop zwischen Lo-Fi und großem Orchester.

In ihrer Rolle als angry young women aus der hessischen Provinz sind die Schwestern Tanja Pippi und Angy Lord nur mäßig jolly, aber verdammt good darin, im oft so konservativen deutschen Indie-Betrieb ein bisschen Gender-Trouble zu stiften – in der Vergangenheit reichten dafür Fotos mit Bärten und strengen Blicken. Ihr Debüt­album HER.BARIUM von 2007 klang dazu so garstig und seltsam, als coverten CocoRosie in einem nassen Keller das Frühwerk von Sleater-Kinney.

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SLOWLIFE macht nun dort weiter, wo das Zweitwerk WALRUS vor einer kleinen Ewigkeit (2012!) aufgehört hatte: beim Versuch, die Wucht dieses frühen Wutausbruchs in Pop zu überführen, der die Synthese zwischen Scout Niblett, Amanda Palmer und Annie Lennox sucht. Nach Jahren in der großen Stadt treibt Jolly Goods nun nicht mehr die Langeweile um, sondern der Dauerdruck, das spannendste, das beste aller Leben zu leben.

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Und dem wird man bekanntlich nur durch gnadenlose Selbst­optimierung gerecht. „It’s sucking all my energy“, kommentieren die beiden, im Duett singend, die Zumutungen des Sozialstresses in der Single „Eating Fries“. Und liefern den besten Vorschlag zur Kontemplation gleich mit: „I listen to the sounds / That the fries make in my mouth“.

Der Sound zur Entdeckung der Langsamkeit ist so voller Möglichkeiten wie das hyperbeschleunigte Leben selbst: SLOWLIFE hat überdrehte Kunstlieder, Lo-Fi-Stücke, Weichzeichner-Synthie-Pop und gespenstische Pianonummern, denen man trotz großer Orchestrierung ihre Wurzeln im Punk anhört. Und den Wutausbruch, den gibt’s mit „University Hell“ auch noch.

https://open.spotify.com/album/4qcw4K8J2FLKapj7pz0K5p