Jonathan Lethem :: TALKING HEADS – FEAR OF MUSIC. EIN ALBUM ANSTELLE MEINES KOPFES

Klug, originell, aber etwas arg kunstsinnig, diese Albumbetrachtungen des Starautors.

Regelmäßige Leser der ME-Buchseiten wissen es: Wir schätzen Jonathan Lethem sehr, in der Ausgabe 3/2014 war sein jüngster Roman Buch des Monats. Deshalb begrüßen wir, dass sein Beitrag zur 33-1⁄3-Buchreihe nun auf Deutsch erscheint. Close Reading nennt die Literaturwissenschaft die Methode, der Lethem das Album FEAR OF MUSIC unterzieht, das die Talking Heads 1979 veröffentlichten. Jeder Song bekommt ein einzelnes Kapitel, dazu gibt es interpretatorische Leitfragen wie „Ist FEAR OF MUSIC eine New-York-Platte?“, „… eine Science-Fiction-Platte?“ oder „… eine paranoide Platte?“ Dabei tritt der Autor Lethem in eine Art Zwiegespräch mit dem 15-jährigen Jungen, der er einmal war und der das Album einst vergötterte. Was Lethem alles an Bedeutungsschichten zutage fördert, ist eindrucksvoll, doch vergaloppiert er sich gelegentlich ein wenig im Deutungsfuror. Und seine zahlreichen Anspielungen auf andere Songtexte machten es dem Übersetzer sicher nicht leicht. Auch wenn es sich gelegentlich etwas mühsam lesen mag, ist das Buch dennoch ein wertvoller Reiseführer, wenn man sich in ein großes nervöses Album vertiefen will.