Kenny Garrett – Standard Of Language
Wenn dem großen Meister Miles Davis zwischendurch einmal die Puste ausgegangen ist, stand er parat: Kenny Garrett machte aus einer unscheinbaren Melodie eine Hymne, die erst nach zehnminütiger Session für beendet erklärt wurde. Das war das Live-Ritual, wenn Garrett seinem musikalischen Ziehvater Miles Davis in dessen letzten Jahren zur Seite sprang. Wobei Kenny Garretts Spiel auf dem Alt-Saxofon eher durch seinen langen Atem und seine unglaubliche Virtuosität verblüffte als durch den Ton. Denn der war allzu oft allzu soft. Nach dem Tod von Miles Davis war Garrett zwar nicht arbeitslos, dennoch brauchte er neun Alben, um die Inhaltsstoffe des Neo-Modern Jazz aufzuspüren. Im Jahr 2002 kam dann die Kehrtwende mit dem Album Happy People, an das Standaro Of Language allein schon deswegen nahtlos anknüpft, weil fünf der neun Tracks noch aus den Happy People-Sessions stammen. Hochmotiviert beschleunigt die Band – unter anderem mit Bassist Charnett Moffet und Schlagzeuger-Teufel Chris Dave – bis hin zum scheinbar selbstverständlichen Exzess – selbst in dem altehrwürdigen Cole-Porter-Standard „What Is This Thing Called Love“, der als einziger Titel nicht aus der Feder des Saxofonisten stammt. Wie die zeitlichen Grenzen in dieser hoch komplexen Spiellust verschwimmen, ist schon verblüffend. Wenngleich Kenny Garrett nach wie vor der Tiefgang eines Branford Marsalis und die Pop-Leichtigkeit eines Joshua Redman fehlen. Aber vielleicht hat sich Garrett das ja für sein nächstes Album aufgehoben.www.warneriazz.com
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