Kill Your Friends von John Niven

Kaum eine Branche muss seit zehn Jahren so beispielhaft erleben wie die Musikindustrie, was passiert, wenn der Turbokapitalismus den Erschöpfungspunkt erreicht und die Normalisierung einsetzt. Panik, Hysterie, Verzweiflung packen auch A&R-Mann Steven Stelfox, als I997das Wachstum nicht mehr wachsen will und der Nachschub an Hitsund Koks zu verebben droht. Und er reagiert mörderisch… Niven weiß, wovon er spricht: Der Exgitarrist der Wishing Stones war 1997,als dem Hurra-Ballon rapide die Luft ausging. A&R-Mann bei London Records und hat erlebt, wie sich die Umsetzung von Mord und Totschlag in legales Geschäftsgebaren anfühlt. Schreiben kann der studierte Literat auch (nicht nur Songtexte für seinen Kumpel James Dean Bradfield), annähernd so witzig wie Martin Amis, annähernd so direkt, hart und zynisch wie Hunter S. Thompson, was man, wenn’s drauf ankommt, lieber am englischen Original prüfen sollte (das auch das feinwitzigere Cover tragt). Es wäre einen Selbstversuch wert, was für Nachtmahre sich einstellen, wenn man nach der Lektüre doch mal wieder be here now auflegt. Aber wir wollen’s nicht übertreiben und uns lieber grimmig amüsieren über die Schmähtiraden, die der Erzähler für seine Zeitgenossen übrig hat -ein Herr namens Clifford Pricez.S. dürfte goldenen Schaum vor dem Mund tragen, wenn er dies liest.

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