King Missiles III – Failure
Das Scheitern, gebt euch ganz dem Scheitern hin. Das Scheitern will dein Freund sein, will, daß du darauf vertraust, daß dir nichts gelingt. John S. Hall weiß, wovon er spricht. Scheitern prägt in vielerlei Hinsicht sein Leben, das Leben eines, der nicht wie andere denkt, nicht wie andere spricht, nicht wie andere wahrnimmt – und das in Amerika und auch noch im Pop-Betrieb. Trotzdem war Hall mit King Missile lange Jahre bei Atlantic unter Vertrag, bis schließlich jedem klar war, daß aus der Band auch in Alternative-Rock-Zeiten kein Charts-Potential herauszuquetschen ist. Und schon fand sich John auf den Straßen New Yorks wieder, jenen aus Funk und Fernsehen bekannten Vierteln, die ihn konstituierten, seine Weitsicht, sein Themenspektrum, seine Schrulligkeit. Nach einer wunderbaren Solo-Platte entschloß sich der finanziell ruinierte Künstler schließlich, den eingeführten Bandnamen zu reaktivieren. Anstatt sich pathetisch in der Tragik seines Lebens zu suhlen, kommt Hall dem Problem durch vielschichtige, immer humorvolle Weise näher, denn Pathos liegt dem kleinen glatzköpfigen Mann fern. Dann schon eher eine manchmal überraschend grobe, um nicht zu sagen explizite Sprache, mit der er sich vor allem sexuellen Themen auf einzigartige Weise annimmt, aber auch Aggressionen haben hier ihren festen verbalen Platz. Ein Mann, der Martin Scorcese so sehr bewundert, daß er am liebsten seine Eier essen möchte, auch für ein längeres Geschlechtsorgan nicht die Republikaner wählen würde und überhaupt das Spiel im Zweifelsfall nicht mitspielt. FAILU-RE ist Text und Ton, so liebevoll und detailliert ausformuliert, daß am Ende drei Qualitäten erstrahlen: der oberflächliche Humor, sein vielschichtiger Subtext und die musikalische Ästhetik, opulent und feinfühlig instrumentiert. Soundtrack? Poetry? Avant-Pop? Ja und darüber hinaus, in jeder Beziehung. Dies ist keine CD. Dies ist ein Geschenk.
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