King Sunny Ade & His African Beats – Synchro System

Die nächste Dosis Elektro-Pop aus Nigeria. Es ist chic und schön, einen neuen Trend aus der Dritten Welt zu haben. Reggae ist erstarrt, Brasilien US-infiltriert, Westafrika liefert den Sound der Stunde.

Musikalische Trends aus der Dritten Welt umschwärmen die Kritiker wie Motten das Licht, aber was soll’s-Derartige Musik ist, wenn sei von der Popkultur der nördlichen Hemisphäre gerade entdeckt wird, IMMER faszinierend, lebendig, erfrischend.

Das Herz des African Beat sind die Trommeln: Talking Drums. Congas, Bongos; dazu kommen noch andere Perkussions-Instrumente. Wenn mehrere afrikanische Trommler zusammenspielen, einigen sie sich vorher vielleicht auf ein rhythmisches Grundmuster; alle anderen Strukturen, die sich aus dem rhythmischen Fluß herausschälen, ergeben sich von selbst, durch Ergänzungen und Überlagerungen der unterschiedlichen Muster, die jeder Trommler erzeugt.

King Sunny hat als persönliche Note die Gitarren dazugegeben, mit der grandios gespielten Steel Guitar als Aushängeschild. Ein dezent eingesetzter Synthesizer und der weiche, mit den Trommeln korrespondierende Gesang runden das Bild ab.

In das call and response-Schema der afrikanischen Musik werden geschickt stilistische Formen und Produktionstechniken der angloamerikanischen Popmusik integriert. Auf diese Weise wurde vor einem dreiviertel Jahr die LP JUJU MUSIC gestaltet, vor wenigen Monaten der Auftritt in der TV-„Rocknacht“ und jetzt das neue Album SYNCHRO SYSTEM.

Stärker in den Vordergrund gerückt wurden allerdings Studio-Spielereien wie zum Beispiel die in Jamaika entwickelten Dub-Effekte; manchmal verliert die King Sunny-Musik dadurch schon etwas von ihrer ursprünglichen Kraft. Trotzdem: Dei unverbrauchte Gesamtklang und die ungewohnte Art, in der hier Musik gemacht wird, heben diese Platte aus dem diesjährigen Rock- und Pop-Angebot heraus.