Kraan – Nachtfahrt
,H% du da hinten, zieh doch deine Klamotten aus… es ist doch viel zu heiß hier… „Auch wenn auf NACHT-FAHRT einige Titel zu finden sind, diebei oberflächlichem Betrachten an derzeitige BRD-Strömungen (musikalisch ) angepaßt scheinen, muß man davon schon bald Abstand nehmen. Man kann keinem vorwerfen, sich weiterzuentwickeln, sich zu ändern. Kraan haben das mit NACHTFAHRT gemacht; Kraan haben das schon immergemacht. In der Tat ist der Unterschied zur letzten LP TOURNEE groß, einem Live-Album mit umfangreichen, versponnenen Rock-Jazz-Kompositionen. Aber man sollte mit diesen Klassifizierungen vorsichtig sein, diesmal erst recht. Das Konzept wurde gestrafft, ganz klar, Stücke nach vergleichsweise einfachem Muster komponiert, fast alle betextet (4 x deutsch, 2 x englisch). Am ehesten vergleichbar mit früheren Aufnahmen sind die drei Instrumentalnummern, von denen besonders das „Wintruper Echo“ mit hübschen Melodien aufwartet. Überhaupt ist es erstaunlich, welchen Einfallsreichtum Helmut Hattler (bg), Ingo Bischof (keyb) und Peter Wolbrandt (g) entwickeln, um auf ihre Weise Rock, Funk und Jazz zu verbinden und Eigenständigkeit zu bewahren. Neuer Schlagzeuger bei Kraan ist Gerry Brown, in der Jazz-Funk-Szene kein Unbekannter (u.a. John Lee/ Gerry Brown-Duo), dessen präzise und nuancenreiche Spielweise nicht nur ausgezeichnet mit der Gruppe harmoniert, sondern auch für Akzente sorgt. Besonders im (instrumentalen) Titelstück treten seine rhythmischen Qualitäten zutage. Drei Stücke begleitet der Kraan-Drummer der ersten Stunde, Jan Fride, am unkonventionellsten sein Spiel im eigangs (fast vollständig) zitierten „Viel Zu Heiß“. Die deutschen Texte sind nicht umwerfend, aber ich denke, die Einheit aus Gesang (Wolbrandt) und Musik steht im Vordergrund. „Elfenbein“ und speziell „Paper Stars“ sind treffende Beispiele dafür. Auch als Single erschienen ist „Faust 2000“, aggressiver Funk, aber längst nicht die einzige tanzbare Nummer. Fazit: Trotz allen Angleichens an den Zeitgeschmack wird hier Musik gemacht ohne den Anspruch, irgendetwas Besonderes sein zu wollen. Kraan haben immer Kraan-Musik gemacht. Das hat sich nicht geändert. 4 Matthias Strzoda
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