Kraan – Wiederhören

Endlich mal wieder eine Rockjazz-LP, die sich nicht auf behämmerte Funk-Rhythmen stützt, sondern die urspünglichen Qualitäten dieser Mixtur in den Vordergrund stellt: griffige Soli, blaue Noten, viel Drive und herzhaft vertrackte Rockmetren. Ingo Bischof (keyb), Helmut Hattler (bg), Peter Wolbrandt (g, voc) und Jan Fride (dr), kurz Kraan genannt, feiern mit „Wiederhören“ zugleich eine Neugeburt ihrer früher reichlich vorhandenen Spielfreude und -frische, wie sie auf dem Live-Doppelaibum von Ende 1974 so glänzend vertreten war, zwischenzeitlich jedoch abhandengekommen zu sein schien. „Wiederhören“ hingegen zeigt Kraan mit prallem Vorwärtsdrang, zugleich aber auch mit enorm durchkonstruierter Musik; selbst beim mehrmaligen Hineinhören tauchen da noch neue Ecken auf. Auffallend sind auch die runde, abgeschlossene Form jedes einzelnen Stücks sowie deren konsequente Durchführung – nirgendwo ein Bruch, alles paßt genauestens zusammen. Lediglich eine gewisse Kühle sowie einige etwas übertrieben „leistungsorientierte“ Soli von Peter Wolbrandt sind mir weniger angenehm aufgefallen.