Kraftwerk

Trans Europa Express (De)

Klingklang (EMI)

Ich hatte meine Erwartungen nach dem Londoner Konzert von Kraftwerk wohl zu hoch angesetzt, denn ich muß zugeben, daß mich die neue LP ein wenig enttäuscht. Trotzdem ist es ein hörenswertes Album. Im Gegensatz zu „Autobahn“ und „Radioaktivität“ kann man TEE nicht als ein in sich abgeschlossenes Konzeptalbum bezeichnen. Nur fünf der insgesamt acht Kompositionen beschreiben Europa aus dem Eisenbahnfenster; das geht auf Seite 1 mit „Europa Endlos“ an und hört auf Seite 2 mit „Endlos,Endlos“ auf. Während die Düsseldorfer gerade diese faszinierende Unendlichkeit, die man bei weiten und schnellen Zugreisen spürt, mit ihren seriellen, monotonen Akustikbildern vorbildlich und eindringlich vermitteln, bleiben die Texte auf der Strecke: Die einzige Kritik, die ich an diesem Album habe.

„Autobahn“ und „Radioaktivität“ lebten von dem Mut zur Einfachheit, auf TEE jedoch rutschen die Auszählverse ins Banale ab. Man weiß eingentlich genau, was Kraftwerk versucht auszudrücken, aber es gelingt ihnen nicht, an jene frühe Naivität heranzukommen. Das ist schade, denn es lenkt zudem von der Musik ab, die eine ungewohnte Vielfalt aufweist. Zum Beispiel sprengen „Spiegelsaal“ und Schaufensterpuppe“ den bisherigen Rahmen des mechanischen Spieluhrensound, sind einfache, aber ausdrucksstarke Spiegelbilder unserer künstlichen Umwelt, und „Transeuropa Express“ oder „Europa Endlos“ leicht verdaulicher, verständlicher, aber unterhaltsamer Elektronikpop. Hier zeigt sich die Stärke der Band, technische Umweltgeräusche poetisch nachzumodulieren.