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Welches Equipment verwenden eigentlich … Kraftwerk?


Kraftwerk gelten als Elektro-Vorreiter. Lange vor Daft Punk, Techno & Co. kreierten sie einen eigenen Sound-Kosmos. Wir beschäftigen uns mit dem Equipment.

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Ralf Hütter ist eines der zwei Gründungsmitglieder der Düsseldorfer Band. Mittlerweile kamen und gingen insgesamt 14 Mitglieder, von ihnen formierten Klaus Dinger und Michael Rother die Krautrock-Legende Neu!. Die aktuelle Besetzung besteht aus vier Mitgliedern: Fritz Hilpert, Henning Schmitz, Falk Grieffenhagen – und Gründungsmitglied Ralf Hütter.

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Als die beiden Gründer Ralf Hütter und Florian Schneider noch unter dem Namen Organisation auftraten, verschluckten sich einige Hörer am Genre Avantgarde. Dann gründeten die beiden Düsseldorfer das Projekt Kraftwerk und sorgten schnell für Aufsehen: Sie verzichteten auf das übliche Set-up bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug und traten dafür mit Synthies und einer ganz neuen, eigenen Klang-Welt auf. Welches Equipment den Elektro-Pionieren unter anderem zum Erfolg verhalf, wird in diesem Artikel ohne Anspruch auf Vollständigkeit behandelt.

Kraftwerk
Kraftwerk performen „Autobahn“.

Zukunftsmaschine Vocoder

Man möchte gar nicht glauben, was für eine meditative Wirkung ein einfaches, aber durchdacht angeordnetes „boing boom tschak, boing boom tschak, boing boom tschak, boing boom tschak“ auf den Hörer haben kann. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Musiker von Anfang an nicht nur die damals vollkommen neuartigen Klänge verfremdeten, sondern auch Stimmen und Gesänge.

Welches Equipment verwendet eigentlich… James Blake?

Und das gelang Kraftwerk mithilfe unterschiedlicher Vocoder, die ihren Ursprung allesamt im Militär fanden und eigentlich dazu dienen, Sprache erst zu codieren und beim Empfänger wieder zu entschlüsseln. Kraftwerk kreierten daraus ganze Chöre, verzerrten Stimmen zu Synthesizern und verknallten sich so sehr in die Zukunftsmaschine, dass der singende Synthesizer bald für die Band stand. Kraftwerk nutzten verschiedene, mittlerweile zu Klassikern gewordene Modelle von Roland und machten sich Vocoder von EMS zu eigen. Heute sind diese meistens nur mit etwas Glück zu finden.

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Space Echo

Das „boing boom tschak“ entwickelt sich bald hin zu den tiefen, erlösenden Worten „music non-stop, techno-pop“. Als weiteres Helferlein, Stimmen bis zur Unkenntlichkeit hin zu verzerren, diente Kraftwerk das legendäre Space Echo von Roland. Hierbei handelt es sich um einen Delay-Effekt, der beispielsweise auch den Sound von Pink Floyd ergänzte. Während das Space Echo in den guten alten Zeiten selbstverständlich noch einen warmen, analogen Sound produzierte, brachte Rolands Ableger Boss ein originalgetreues Space Echo auf den Markt, der das Lebensgefühl der analogen Roland-Zeiten ziemlich gut nachempfindet und Gitarren, Keyboards und Stimmen um sechs Sekunden verspätet.

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Kraftwerk stehen auch noch nach 39 Jahren Bandgeschichte auf der Bühne.

Kinderspielzeug und ein legendärer Rhythm Composer

Kraftwerk setzten in den 80er-Jahren zunehmend auf eigenartige Geräuschquellen. So verwendeten sie beispielsweise Taschenrechner, um Sounds zu erzeugen und Kinderspielzeug diente dazu, Rhythmen zu kreieren. Ergänzend dazu verwendeten Kraftwerk immer wieder unterschiedliche Rhythmus- und Drum-Maschinen, erzeugten Beats mithilfe verzerrter Stimmen und Effekten und bauten sich in den 70er-Jahren sogar ein eigenes elektronisches Schlagzeug.

Unter anderem fand einer der beliebtesten analogen Drum-Synthesizer, den es jemals gegeben hat und der heute häufig gesampelt wird, auf die Bühne: Der Roland TR-808 Rhythm Composer herrschte damals dort, wo heute elektronische Schlagzeuge, Pads und (möglichst) echt klingende Nachempfindungen natürlich erzeugter Percussion die Stellung halten. Das Roland TR-808 fand seinen Weg zu Genesis und auch Whitney Houston verwendet den Rhythm Composer in „I Wanna Dance with Somebody (Who Loves Me)“.

Welches Equipment verwenden eigentlich… Daft Punk?

Wie nicht anders zu erwarten, ist auch dieses Instrument nur noch schwer zu finden und die Kaufpreise sind ziemlich hoch. Aus diesem Grund brachte Roland vor einiger Zeit den TR-08 Rhythm Composer auf den Markt. Dieser soll seinen analogen Vorgänger möglichst originalgetreu nachempfinden und dem Verwender das Gefühl geben, einen echten TR-808 unter seinen Fingern zu haben – nicht ohne durch sinnvolle Ergänzungen einen Schritt weiter zu gehen.

Als Pioniere gingen Kraftwerk voraus. Sie kreierten ein starkes, rhythmisches Grundgerüst und ließen Effekte aus Raum und Zeit sprechen. Elektroklänge überall, Dezibel im Ultraschall.

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jka dpa
Nora Lorek