Led Zeppelin :: Live at Knebworth 1979

Was in Rock-Archiven so alles lagert: Die alternativen „Knebworth-Tapes“.

Wenn ich nicht ans Quellenoriginal komme, dann reicht auch eine VHS-Kopie, muss sich wohl die Firma Quantum Leap/ Masterplan gedacht haben, als sie den sagenumwobenen Auftritt von Led Zeppelin live at the knebworth 1979 ausgrub. Bild- und Ton-Qualität stehen jedenfalls meilenweit hinter der vom gerade wieder reformierten Rock-Giganten vor einigen Jahren offiziell in Umlauf gebrachten Doppel-DVD led zeppelin mit nur schlappen sieben Auszügen der fulminanten Knebworth-Show. Doch kommen Led-Zep-Aficionados am Low-Budget-Produkt wohl doch nicht vorbei Finden sich doch hier professionell gefilmte zwölf Tracks, die bislang nur als Video-Bootleg erhältlich waren: „The Song Remains The Same“. „Celebration Day“, „Black Dog“.“Over The Hills“. „Misty Mountain Hop“, „Since l’ve Been Loving You“, „No Quarter“. „Ten Years Gone“, „Hot Dog“. „The Rain Song“. „White Summer“ und „Black Mountain Side“. Und auch die sich überschneidenden Aufzeichnungen von „Nobody’s Fault But Mine“ und „Kashmir“ sind nicht identisch mit den bisher bekannten Mitschnitten. Led Zeppelin befanden sich jedenfalls in Höchstform am ersten von zwei Tagen im August 1979 beim traditionellen An-der-frischen-Luft-Picknick-mit-Musik. Erstaunlich,denn dem Metal-Dinosaurier Led Zeppelin machte nicht nur die sich gerade auf dem Höhepunkt befindliche Punk/New-Wave-Mode das Leben schwer Im Inner Sanctum rumorte es gewaltig. Robert Plant erholte sich nur langsam sowohl von einem schweren Autounfall als auch vom plötzlichen Tod seines fünfjährigen Sohnes Karac. Multiinstrumentalist John Paul Jones drohte wegen ausschweifender Tourneegelage und künstlerischer Unzufriedenheit mit Ausstieg. Das ewige Sorgenkind, Keith-Moon-Äquivalent John Bonham, der knapp ein Jahr danach an einer Überdosis Leben verstarb, brach während der Proben hin und wieder beim Trommeln zusammen. Und auch Jimmy Pages deutlich sichtbar vorangeschrittene Heroinabhängigkeit trug nicht gerade zum Zusammenhalt bei. Selbst der sonst so hartgesottene Zep-Manager Peter Grant durchlief Krisen wegen schwerer Drogensucht und ernsthaften Problemen mit der werten Ehegattin. Doch steht das Quartett erst mal auf, der Koloss von Manager seitlich einer riesigen Bühne, dann scheinen Querelen, Schmerz, Qual und Suchtprobleme wie weggezaubert. 101 Minuten verwegener Rock’n’Roll pur. Mit exzentrischen Posen, satten Riffs, manischem Geheul und Bonhams unnachahmlichem Bumms. Als „wertvolle Ergänzung“ für den Hardcore-Fan ohnehin ein Muss. Doch selbst für Quereinsteiger ist die DVD bedingt empfehlenswert.