Leonard Cohen :: The Collection

Große, mal karge, mal opulent arrangierte Folk-Kunst vom großen alten Poeten aus Kanada in einer Box mit fünf CDs aus unterschiedlichsten Schaffensphasen.

Der alte Mann und das Mehr: Leonard Cohen hatte und hat mehr von allem zu bieten – Eleganz und Grandezza in Leben und Kunst, kompositorische und erst recht lyrische Kompetenz, ein Werk mit Brüchen, aber nahezu ohne Ausfälle und natürlich einen riesigen Fundus an großartigen, ehrfurchtgebietenden Songs, die zu ihrer Zeit gleichermaßen ihren Weg fanden in quietschbunte Jungmädchen Poesiealben und lebensmatte Existenzialistenzirkel. Nun hielt es das Label des mittlerweile 73-Jährigen für eine gute Idee,fünf seiner Alben aus den verschiedensten Schaffensphasen als Mini-Vinyl-Replicas zu einer Box titels the COLLECTION zusammenzufassen-unter weitgehendem Verzicht auf Plausibilität und leider auch unter Verzicht auf zwei von Leonard Cohens größten Würfen: den monolithischen songs of love and hate und der manischen, grandios missratenen Phil-Spector-Kollaboration death of a Ladies’man. Nicht fehlen darf natürlich das genialische Debütalbum songs of leonard cohen 5,5 aus dem Jahr 1968, das einem nach all den Jahren immer noch Schauer des Entzückens über den Rückenjagt-dank „Suzanne“, „Sisters Of Mercy“ und all den anderen Meta-Folk-Klassikern. Aus dem Jahr 1984 stammt das opulent arrangierte, einst schändlich übersehene VARious positions 4 , dessen Songs den gefeierten Klassikern kaum nachstehen – schon gar nicht das ergreifende „Hallelujah“ und das beschwingte „Dance Me To The End Of The Night“. Vier Jahre später lauschte man anfangs mit Befremden – die arg artifiziellen Arrangements, die Synthesizer-, später mit wachsender Begeisterung – die Songs („First We Take Manhattan“! „Ain’tNo Cure For Love“! „Tower Of Song“!)I’m your man 4, ehe uns Master Cohen weitere vier Winter später auf THE future 5 in neun ellenlangen Stücken, die freilich jede einzelne Sekunde wert sind, von „crack and oralsex“ und von Liebe sang, vom Suff und dem Warten auf ein Wunder, das nicht geschehen wird, denn:“I’ve seen the future, baby, it is murder.“TEN new songs 3,im Jahr 2001 erschienen, leidet unter einem schauderhaft synthetischen Backing, doch diesmal sind auch die gemeinsam mit Sharon Robinson geschriebenen Tunes allenfalls Durchschnitt. Leonard Cohen kommt im Oktober für einige Konzerte nach Deutschland. Eine Abschiedsvorstellung? Don’t you dare miss it.