Liquide
Amüsant: die literarische Aufarbeitung des großen New-Economy-Sterbens.
Der so genannten New Economy ist in den letzten Jahren bekanntlich die Luft ausgegangen. Einst ach so Erfolg versprechende Start-Up-Unternehmen rauschten statt auf der Überholspur an die Börse gegen die Konkurswand: Pech für Mitarbeiter sowie hoffnungsvolle Investoren, gut jedoch für Don Alphonso. Der nämlich betreibt unter www.dotcomtod.com, nun ja, sagen wir mal investigativen Wirtschaftsjournalismus und zerpflückt genüsslich allzu blumige Prognosen der Unternehmens-PR. Nun geht er noch einen Schritt weiter und präsentiert mit Liquide gleich einen im Dotcom-Milieu angesiedelten Roman. Ein wenig Interesse an der Materie sollte man schon aufbringen, will man sich durch das 416 Seiten starke Machwerk kämpfen, in dem es von Intrigen, Sex, Drogen, PR-Fuzzis, Aufsteigern und Losern nur so wimmelt. Sie alle schlagen sich im E-Commerce-Dschungel durch die so genannte Munich Area, wobei erwartungsgemäß der eine oder andere sowie eine Unsumme an Investmentkapital auf der Strecke bleiben. Wer den Überblick zu verlieren droht, kann sich im Wörterbuch-Anhang Nachhilfe in Sachen Neudeutsch bzw. Fachchinesisch geben lassen: „Freelancer, der – Mietsklave, Mensch, der sich jeden Tag frei zwischen Verhungern und Verdursten entscheiden kann“, oder „Munich Area, die – ewige Heimat des goldenen Zeitalters, zwischen Müllberg im Norden und Starnberger See im Süden liegend. Auch bekannt unter ‚Isar Valley‘. Die M. entstand aus einer reaktionären Dumpfbackenmetropole und zeigt zum Oktoberfest ihr wahres Gesicht.“ Somit empfiehlt sich Liquide als unterhaltsamer, wenn auch bisweilen etwas verworrener Lesestoff für Dotcom-Freaks – und von denen dürften wohl inzwischen die meisten mehr als genug Zeit zum Lesen haben…
>>> www.schwarzkopf-schwarzkopf.de
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