Logoland

Eine höchst originelle Promotion-Idee: Um die Street Credibility eines neuen, 2.500 Dollar teuren Turnschuhs (Herstellungskosten: 85 Cent) zu steigern, wollen zwei Nike-Marketingmanager anlässlich dessen Markteinführung zehn Teenager erschießen lassen. Selbst möchten sie die Morde nicht begehen; also ködern sie den naiven Vertriebsangestellten Hack mit einem Vertrag, der ihm einen besseren Job verspricht – wenn er sich persönlich um die Aktion kümmert. Doch den armen Kerl plagen bald Skrupel; vertrauensvoll wendet er sich an die Polizei. Diese ist zu seinem Erstaunen sogar bereit, den Job für ihn zu erledigen, allerdings wiederum nur gegen Zahlung einer horrenden Geldsumme. Für Hack Nike (wie alle Angestellten trägt er den Namen seiner Firma) geht mit der Weitervergabe des Mordauftrags der Albtraum erst richtig los – schließlich ist er vertragsbrüchig geworden, und da verstehen die Manager der „Guerilla Marketing Operative“ keinen Spaß. Soweit der Beginn einer wahnwitzigen Achterbahnfahrt durch die Welt einer (nahen) Zukunft, in der Konsumterror wörtlich zu verstehen und der Kapitalismus endgültig zum Wirtschaftsfaschismus mutiert ist. Gnadenlos kämpfen die Konzerne um Markt-Macht, kalt lächelnd werden dabei Leichenberge in Kauf genommen. Die Regierung ist inzwischen zu pleite, um Verbrechen aufzudecken, die Polizei ebenso korrupt wie das Militär, und die US-Waffenlobby hat sich zu einer hoch aufgerüsteten Armee von Auftragskillern entwickelt. Für feinsinnige Ironie hat der australische Jungautor Max Barry in seiner grellen Satire keinen Platz. Stattdessen schlägt er mit dem Holzhammer zu, die schlichte Sprache misst sich schrillen, überdrehten Situationsbeschreibungen an. Das Erzähltempo ist halsbrecherisch, in einigen Passagen funkelt genialischer Wahnsinn. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass zugunsten furioser Action die Möglichkeit verschenkt wurde, aus der feinen Idee ein wirklich subversives Werk zu entwickeln. Der Vergleich mit Orwell im Klappentext ist unsinnig; zu sehr schielt der Autor nach Hollywood. Bezeichnenderweise hat sich Steven Soderbergh die Rechte an der Verfilmung gesichert, und nicht etwa Oliver Stone.

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