Los Lobos – How Will The Wolf Survive? :: Platte des Monats

Man stelle sich vor: eine schläfrige Grenzstadt im Niemandsland zwischen Texas und Mexiko, staubige Straßen, Kakteen, streunende Hunde, stoppelbärtige Chicanos, die unterm Sombrero von glutäugigen Senoritas träumen, und als Ehrengäste der großen abendlichen Fiesta die Los Lobos!

Doch zur Überraschung der anwesenden Gringos servieren die „Wölfe“ – namentlich David Hidalgo, Conrad Lozano, Cesar Rosas und Louie Perez – nicht reinrassige mexikanische Juche-Folklore, sondern ein volltönendes Menü aus Rock n‘ Roll. Cajun, Tex Mex, Country & Western, Rhythm & Blues und Swing. Jedem das Seine und selbiges mit Bravour!

Die Lobos wurden 1974 in Los Angeles gegründet, veröffentlichten zwei akustische Alben auf einem eigenen, inzwischen eingestellten Label und kamen durch die Fürsprache der Blasters zu Slash Records (Rank & File, Violent Femmes). Ihr Mini-Debüt „And A Time To Dance“, hierzulande erschienen auf „Pläne“, wurde von dem Produzenten-Team T-Bone Burnett/Steve Berlin betreut, die auch diesmal ihre Finger im Spiel haben.

HOW WILL THE WOLF SURVIVE ist eine Party mit Pep und Punch, ist Karneval und Kirmes, Tanz und Tumult. Zum Auftakt eine starke Prise Rock n‘ Roll mit „Don’t Worry, Baby“. Die beiden schwergewichtigen Gitarristen David und Cesar legen sich ins Zeug, als ob es darum ginge, George Thorogood zu beschämen.

Im weiteren Verlauf des semiakustischen Sets zuckrige Balladen in relaxtem Traber-Tempo, verliebte Hispano-Walzer, überdrehte Folk-Tänze mit der wieselflinken Unisono-Führung von Saxophon und Akkordion („Corrida“), Country-Schnulzen mit dem jammernden Glissando der Lap Steel-Gitarre und dem trockenen Bum Bum der Bässe („Our Last Night“), heiseres Fiesta-Gejauchze bei der „Serenata Nortena“…

Die Lobos, hier und da unterstützt von Alex Acuna (perc), T-Bone Burnett (org.) und Steve Berlin (sax.), bedienen sich in dem stilistischen Gemischtwarenladen Nordamerikas mit entwaffnender Selbstverständlichkeit.