Lucinda Williams :: Essence
Die beste Songwriterin der US-Szene schlägt überraschend leise Töne an.
Ruhig, verhalten,sparsam – das sind die Adjektive, die einem nach den ersten Durchläufen von Essence in den Sinn kommen. I Von den vorsichtigen Gitarrentupfern des Openers „Lonely Girls“ bis hin zu den letzten gequälten Orgelakkorden in „Broken Butterflies“ ist dies eine leise, intensive Seelenschau. Williams selbst sprach im Vorfeld der Veröffentlichung von „Songs über Liebe und Lust“, nicht so sehr erzählenden Charakters wie die ihres Grammy-gekrönten 1998er Meisterwerks Car Wheels On A Gravel Road. Essence geht die derbe Sinnlichkeit des Vorgängers ab, statt dessen gleitet das Album fast triphoppig, wie unter einer dicken Nebelschicht, dahin, reflektiert in den Texten Verlangen („Steal Your Love“ und der schwerblütige Titeltrack), aber auch Verlust („Lonely Girls“, „Are You Down“). Lediglich der rustikale Countryblues“Get Right With God“ unterbricht dieses Klangprinzip. Musikalisch bleibt sich Lucinda Williams mit ihrem formbewussten Songwriting treu. War ihr Sounddesign bislang durch eine gehörige Portion archaischen Folkblues-Naturalismus geprägt, dürfen jetzt auch mal dezente Streichersätze („Blue“) und sphärische Keyboardteppiche die Richtung angeben. Essence hat nicht die biblische Kraft von Car Wheels, das Album wirkt eher subtil und subversiv. Eine dieser Platten, die Zeit brauchen, sich heimlich ins Herz des Hörers zu schleichen und dann nie wieder loslassen.
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