Lucinda Williams :: World Without Tears

Rock: Solide neue Songsammlung der wahrscheinlich immer noch besten amerikanischen Songwriterin.

Schön zu sehen, dass die Karriere von Lucinda Williams in ihrem Spätsommer – die Lady ist immerhin nun auch schon 50 – endlich die längst verdiente Konsolidierung erfahren hat. Nach dem Grammy-belohnten Geniestreich CCar Wheels On A Gravel Road von 1998 und dem eher introvertierten Essence (2001) gehört „Lu“ zu den etablierten Stützen des amerikanischen Songwriter-Rock. Ihr Label Lost Highway liebt sie, Kollegen von Steve Earle über Emmylou Harris bis hin zu Mainstreamrockern wie Tom Petty oder Nick Lowe verehren sie. Dass man immer wieder von privaten Problemen (Boys & Booze) hört, scheint bei einer so begabten Künstlerin fast unvermeidlich zu sein. Ein gewisser Grad von Unberechenbarkeit ist die Folge. So geriet World Without Tears denn auch merkwürdig unentschieden. Das Album schwankt zwischen den Polen, verfügt nur stellenweise über die geradezu biblische Kraft des rustikalen Car Wheels On A Gravel Road und ist andererseits weitaus lebhafter als die ruhige Innenschau von Essence. Fest steht allerdings auch: Lucinda Williams kann gar kein schlechtes Album machen. Und selbst bei einem eher unspektakulären wie diesem hier darf man sicher sein, dass sie ihrer breiten, zwischen wahlweise filigranem („Minneapolis“) oder polterndem („Atonement“) Folkblues und räudigem Streetrock („Bleeding Fingers“) pendelnden Palette immer wieder noch die eine oder andere Färbung hinzufügt. Diesmal sind das leicht jazzige Töne, etwa der eleganteste Barblues von „Over Time“ und das Talking-Blues-Lament „American Dream“. World Without Tears gewinnt mit jedem Hören mehr Kontur und Tiefe.