Luke Temple

A Hand Through The Cellar Door

Secretly Canadian/Cargo

Mehr Folk als Pop: Der Kopf der Tausendsassas von Here We Go Magic legt sein Solo-Meisterwerk vor.

Dass Luke Temple, Mastermind der ausgefuchsten Genre-Eklektiker Here We Go Magic, auch ein guter Folker ist, dürfte für Kenner keine Neuigkeit sein. Während der (Indie-)Folk vor allem auf den ersten HWGM-Platten jedoch eher als eine Zutat verrührt wird, bekennt sich Temple auf seinen Soloplatten mit einer Lust am musikalischen Reenactment zu seinen Einflüssen, die Staunen macht.

Auf das astrein folkige DON’T ACT LIKE YOU DON’T CARE (2011) folgte mit GOOD MOOD FOOL (2013) ein astrein synthiepoppiges Album, nun wiederum gefolgt von einem astrein folkigen Album, wie man es unverkitschter nicht aufnehmen könnte. Da ist etwa der fein gepickte Akustik-Groove des Openers „Estimated World“, den Temple mit watteweichem Falsett veredelt. Da ist ein Song wie „The Complicated Men Of The 1940s“, mit dem er mal eben die gesellschaftspolitische Geschichte des 20. Jahrhunderts um­reißt.

Da sind Stücke wie „Maryanne Was Quiet“, in denen er als sprechsingender Erzähler ganze Biografien entwirft, um diese schließlich mit drastischen Wendungen zu versehen. Und da ist immer wieder diese herrliche Kombination aus akustischer Gitarre, zurückhaltenden Drums und sanft schwingendem Kontrabass, der man in kürzester Zeit verfallen kann. Freunde von Tim Hardin oder Bert Jansch sollten sich diese Musik keinesfalls entgehen lassen.