Malfunkshun – Return To Olympus

Malfunkshun setzen mit ihrem Album RE TURN TO OLYMPUS den wahrscheinlich letz ten, fetten Punkt hinter die Kapitel „Grunge“ und „Seattle“ im großen Geschichtsbuch der Rockmusik. Und sie zeigen zugleich, womit alles anfing: mit der ungeschliffenen Spielwut im tiefen dunklen Keller irgendwo in Washington, im Abrocken ohne Punkt, Komma und Taktstock Malfunkshun sind Seattles geheimnisvolle Geister: Seit lahren kursieren Bootlegs und knarzende Tapes in der Szene; nun also das erste offizielle Album, als Grunge-Tusch zum Schluß. RE-TURN TO OLYMPUS läßt die Punk und Rocktraditionen des Grunge unbehandelt und ungefiltert losdreschen; rauh und stachlig isl der Sound, unbequem wie Un terwäsche aus Stahlwolle, wild wie eine Horde erlebnishungriger Hyänen Die Explo sivität ratternder Gitarren in verzerrtem Bratzen ist weit entfernt von totgeschufteter Exaktheit oder Anbiederung an den Massen geschmack; die Drums werden mit nachlas siger Eleganz beharkt; Baßtöne wanken durch die Tonspuren wie verschrobene Gestal’en aus dem Nirvana. Und: Sänger Andrew Wood, dessen Stimme ab und an stark an Greg Dulli von den Afghan Whigs erinnert, gibt sich weniger als fuchtelnder Shouter denn als narzistisch gelangweilter Erzähler, dem plötzliche Gefühlsausbrüche gleichwohl nicht fremd sind. Natürlich hören wir Kurt und die Seinen heraus, natürlich auch den schwerblütigen Zorn ä la Pearl Jam. Malfunkshun allerdings sind unsprüng licher und unbehandelter als jene Heroen. Und: Sie sind erdverbundener, verschrobener, angeschrägter und vor allem origineller als die Heerscharen in die Charts drängen der Nacheiferer. Zugleich pfeffern sie uns Hits wie ‚Luxury Bed‘ in ungestümen Roh fleisch Fassungen um die Ohren: Nimm dies. Fremder! Daß die Band aus Seattle auch die seltene Kunst der musikalischen Ironie beherrscht, zeigt sie im Song ‚San Diego Beach‘, das aus geigenumschluchz tem 50er Jahre Bossa Nova und einem haar sträubend durchgeknallten Gesang besteht: „Come fly away with me.“ Wir fliegen gerne mit.