Marilyn Manson – Mechanical Animals :: Sexy!

Vorsicht! Jetzt wird’s wirklich gefahrlich. Marilyn Manson hat sich nämlich von seinem lächerlichen Geisterbahn-Getue verabschiedet. Klebte an seinem letzten Album, ANTICHRIST SUPERSTAR noch billiges Kunstblut, so kommt uns der Reverend der „Church of Satan“ nun wesentlich perfider. Die Texte strotzen nicht mehr vor albernem Schock-Vokabular, sondern sind wirklich fies. „She’s got eyes like Zapruder and a mouth like heroin“ („Posthuman“). Außerdem verzichtet Manson dankenswerterweise auf sein atonales Geplärre, statt dessen folgt er Thin White Dukes wie David Bowie und Marc Bolan. Und das nicht nur stimmlich. Auch optisch präsentiert er sich als Antwort auf Ziggy Stardust. Überhaupt ist MECHANICAL ANIMALS eine Verneigung vor dem Glam Rock. Mit Unterstützung von Michael Beinhorn – er produzierte u.a. SUPERUNKNOWN von Soundgarden und CELEBRITY SKIN von Hole – schuf Manson ein Bombast-Werk sondersgleichen. Fette Background-Gesänge, effektheischende Elektronik-Elemente und dekadente Synthieflächen inklusive. Anspielungen auf Sex und Drogen sowieso. Dazu Gitarren, die jeden Seismographen in der näheren Umgebung bedenkliche Werte anzeigen lassen. Aber Herrschaften, wir sind in den Neunzigern! So beherrscht – trotz allen Eskapaden – ein düsterer, pessimistischer Ton die Szenerie. Abgründe tun sich auf, hinter jedem Song lauert eine kranke Welt. Ein gespenstisch gutes Album, das alles in seiner Umgebung in ein eiskaltes Licht taucht.