Matthwe Sweet – In Reverse

Fangen wir mal ganz langsam an, okay? Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich, schließen Sie die Augen und stellen sich vor: Pop-Hymnen, wie sie „Ziggy Stardust“ intonieren würde, käme er von der Venus statt vom Mars, befeuert vom swingenden Twang ä la Tom Pettys Heartbreakers und mit milder Beatles-Psychedelia angereichert, erklingen in einer Klangkathedrale, die bis in den Himmel ragt. Wie Meat Loafs BAT OUT OF HELL, nur beseelter, substantieller; wie COMES A TIME von Neil Young, bloß rockiger; ein musikalischer Monumentalfilm, der mitunter gar an die Arbeiten des Alan Parsons Project gemahnt. Got it? Dann haben Sie einen ersten Eindruck, wie sich Matthew Sweet, seines Zeichens Kritiker-Liebling, auf IN REVERSE anhört, seinem mittlerweile siebten Album, das fein geraten ist-wie die Vorgänger auch und doch ganz anders klingt. Denn die Erwartungshaltung seiner überschaubaren Fangemeinde war Matthew Sweet stets egal. So begab es sich, dass er diesmal die Hälfte der Bevölkerung von Los Angeles ins Studio holte und dort selbst zwölf Mini-Epen und ein Magnum Opus („Thunderstorm“) eingespielt hat, auf denen er zwischen Innuendo und Overkill balanciert, ohne dabei zu stürzen. Sweet versteht es wie kaum einer, süperbe, beizeiten süßliche Melodien in konventionelle, gleichwohl fesselnde Songs zu verwandeln. Wer das unmodern nennt, dem rät Matthew Sweet tongue-tn-cheek: „Why don’t you write your own song/ If mine doesn’t do it for you?“