Mick Jagger

The Very Best Of Mick Jagger

Sampler & Compilations - Zupackender Poprock vom Erfinder des Rock-Gegockels. Gute Zusammenstellung aus 37 Jahren der nebenberuflichen Tätigkeit des Rolling Stone.

Wann in Gottes Namen soll man sich denn, bei all der knappen Lebenszeit, auch noch eine Mick-Jagger-Best-of-Sammlung anhören? Doch allenfalls, wenn man das nächste Mal bei Westernhagens zur Einweihung einer neuen Espresso-Maschine eingeladen ist. Doch halt! Ist uns da gerade wieder der große Omnibus mit der Aufschrift „Vorurteil“ über die Füße gefahren? In einem Interview zu seinem letzten Soloalbum Goddess In The Doorway wurde Mick Jagger im Jahr 2001 gefragt, was wohl der junge Mick zu diesen späten Sperenzchen des Alt-Rockers Jagger sagen würde. Nach einigem Zieren zog Jagger seine übliche Schnute, warf das Gesicht in seine patentierte Lachfalte und presste heraus: „I guess, he would have liked a little bit more bluuuuuues on the record.“ Hört man sich nun durch Jaggers Solo-Schaffen in der Geballtheit einer Best-Of-Sammlung, muss man sagen: Er muss sich für nichts schämen. Des Delikts der launigen Hobby-Musiziererei hat er sich – anders als andere Große seines Formats – nie schuldig gemacht. Mick Jaggers meist gut geschriebener Rockpop klingt so, wie er das Wort „Blues“ ausspricht: herrlich überzogen, häufig albern, sich stets der (selbst erfundenen) Pose bewusst. Die Best-Of-Kopplung versammelt Material aus den vier Soloalben des kunstbeflissenen Hobby-Filmproduzenten, addiert aber natürlich auch die berühmten Duette mit David Bowie und Peter Tosh dazu, streut zwei Filmsongs ein und hält zudem noch drei bislang unveröffentlichte Stücke bereit. So verzichtbar Letztere sind, so gut ist der Rest „God Gave Me Everything“ vom letzten Album ist immer noch eine sagenhafte Pumpe, die selbst Mitautor Lenny Kravitz nicht ruinieren konnte. Das ist Rockrock der ältesten Schule freilich, aber was soll’s: Mick Jagger hat Musik wie diese erfunden; der Herr gibt’s… Den herrlich doofen 80er-Jahre-Midlife-Crisis-Pop „Just Another Night“ hatte man schon fast vergessen – auch wie gut dieser Song eigentlich ist. Der älteste vertretene Song ist natürlich der Ry-Cooder-Schaulauf „Memo From Turner“ aus dem Jahr 1970. Der jüngste stammt aus der überflüssigen „Alfie“-Neuverfilmung aus dem Jahr 2004. Dazwischen: jede Menge erwachsene Partymusik, die man sich dringend vom Familienvater-Publikum zurückerobern sollte.