Moby :: Play

Stilbewußt

Wenn sich Moby etwas in den Kopf setzt, dann zieht er es durch – mit der Entschlossenheit eines Besessenen, dem Elan eines Zehnkämpfers und dem Fingerspitzengefühl eines Croupiers. Denn Moby alias Richard Melville Hall ist ein Studio-Genie, das einfach alles kann. Nach Punk, Rave und James Bond-Soundtracks, ist er nun beim Pop gelandet – und auch den macht er sich derart gekonnt zu eigen, als hätte er ihn selbst erfunden. Wohin Moby mit PLAY will, zeigte bereits die erste Single „Honey“, ein unwiderstehlicher Ohrwurm, den er wie ein Puzzle aus unzähligen Musikpartikeln montierte und der nicht nur das Tanzbein anregt, sondern auch die kleinen grauen Zellen. Denn Moby ist ein Kopfmensch mit einem ausgeprägten Rhythmusgespür. Diesmal konzentriert er sich auf eine Auseinandersetzung mit der schwarzen Musikkultur: Mit den fetten Beats des HipHop, mit der Monotonie des Dance, mit dem Soul afro-amerikanischer Stimmen und mit jeder Menge Blues. Moby wechselt zwischen Akustik und Technik, Gitarre und Computer, Minimalismus und Bombast und kreiert 18 Tracks, die durch kräftige Vocals und flotte Rhythmen glänzen. Obwohl das Ganze auf Aufnahmen basiert, die zurückreichen bis zum Delta-Blues eines Leadbelly aus den 40er Jahren, klingt das Resultat doch sehr frisch und unverbraucht. PLAY ist äußerst geschicktes Recycling von Popmusik, womit Moby sogleich einen völlig neuen Stil erfindet: B-Boy-Delta-Blues-Hip-Pop. Und der offeriert vor allem eins: jede Menge Hits.